Perfektionismus? Ich doch nicht!

Was (auch unerkannter) Perfektionismus mit deinem Wohlbefinden zu tun hat

Vielleicht nennst du es gar nicht Perfektionismus, sondern du hast einfach deine Ansprüche, wie etwas auszusehen hat.
Was du zu können und zu machen hast.
Deine Messlatte liegt hoch. Für dich ist es aber völlig normal. Und der Standardwert, an dem du alle misst.
Dich selbst eingeschlossen.

Wenn es dann aber nicht so läuft, wie es in deinen Augen richtig ist, dann gerätst du in Stress.

Und dieser Stress kann sich auf verschiedene Arten ausdrücken.

Vielleicht merkst du es manchmal als Druck im Kopf, Kloß im Magen, Gewicht auf den Schultern, Rückenschmerzen …
Unser Körper kann da sehr kreativ sein

Und anstatt dass wir erkennen, dass es ein Signal unseres Körpers ist, der uns sagen will: mach mal langsamer! Hier stimmt was nicht! Das ist nicht zu schaffen! sehen wir es als Zeichen von Schwäche.

Und strengen uns noch mehr an, um es uns selbst recht zu machen.

Wir ignorieren die Signale unseres Körpers, die eigentlich Warnlampen hätten sein sollen.

Manchmal sind wir sehr gut darin, es lange zu überhören oder ignorieren.
Bis unser Körper irgendwann die Reißleine zieht und nichts mehr geht.

Das fühlt sich ziemlich scheiße an.

Aber wenn wir genau hingucken, ist es keine Fehlfunktion unseres Körpers.
Nichts, was schief läuft.
Sogar im Gegenteil.

Unser System hilft uns dabei, dass wir nicht noch mehr überhitzen.
Noch mehr uns über unsere Grenzen gehen, bis schließlich irgendwas richtig kaputt geht.

Wir kennen diese Funktion von unserem Föhn.
Wenn wir ihn zu lange nutzen, dann schaltet er sich einfach aus.

Als es mir das erste Mal passiert ist, dachte ich: Mist, jetzt ist der Föhn kaputt!
Nur um dann beim nächsten Mal festzustellen, dass er noch wunderbar funktioniert.
Er musste nur erst abkühlen.
Und da mir das nicht aufgefallen war und ich vermutlich noch 15 Minuten weiter geföhnt hätte, hat er quasi den Notausschalter gedrückt.

Bei unserem Körper ist es oftmals so, dass wir nicht auf die Signale achten.

Wir nehmen sie wahr, aber übergehen sie. Dafür haben wir gerade keine Zeit, denn andere Sachen sind wichtiger.
Oder wir ziehen falsche Schlussfolgerungen.

Wir ignorieren sozusagen unsere innere Warnlampe.

Bis wir es irgendwann nicht mehr können.
Oder es uns zumindest immer schwerer fällt, weil die Beschwerden und Symptome immer stärker werden. Hartnäckiger. Intensiver.

Meist schimpfen wir dann fürchterlich über unseren Körper.
Lamentieren über die ganzen Dinge, die uns jetzt gerade aufgrund der Beschwerden nicht möglich sind.
Es sollte doch anders sein.
Wir müssten das doch schaffen.
Und dafür haben wir tausend Gründe. Alle vielleicht sogar logisch.

Aber wir merken nicht, dass wir unser System mit den ganzen Gedanken und Schimpftiraden noch zusätzlich stressen.

Es läuft schon im roten Bereich, und anstatt dass wir einen oder zwei Gänge runterschalten, langsamer machen, zur Ruhe kommen und innehalten, sorgen wir für noch mehr Stress.

Und wundern uns dann, dass wir uns schlecht fühlen.

Ich hätte mich übrigens nicht als Perfektionist gesehen.

Meine Vorstellung davon bezog sich eher auf Ordnung oder Penibilität in Haushaltsdingen. Dass alles genau sortiert, aufgeräumt, immer super sauber, frisch gebügelt usw. sein muss.
Menschen, für die diese Dinge total wichtig sind, haben von mir das Label „Perfektionist“ bekommen.
Alles andere fiel für mich nicht in dieses Raster.

Dass ich für viele Dinge wusste, was „richtig“ war, wie etwas gemacht wird oder zu sein hat … das war etwas ganz anderes.
Das war „mein Standard“ und der hatte für mich gar nichts mit Perfektionismus zu tun.
Das war ein „so ist es eben“ oder „so gehört es“.
Normal halt.
Dass es das für andere Menschen vielleicht nicht war, war mir nicht klar.

Dass ich immer alles richtig machen wollte oder eher machen musste, hatte damit natürlich auch nichts zu tun.
Oder dass ich liebend gern alles kontrolliert hätte.
Das war mir nicht bewusst.

Aber es war z.B. ein Grund dafür, warum ich Dinge oft alleine organisiert habe, wie z.B. Typisierungsaktion für die DKMS, Klopf-Kongresse, den Online-Kongress „Mühelose Veränderung“.
Dann konnte mir niemand reinreden.
Ich durfte entscheiden.
Es auf meine Art machen.

Ich lade dich ein, mit einem frischen Blick hinzuschauen und zu reflektieren.
Entdeckst du anhand der Beispiele Perfektionismus bei dir?

Kann es sein, dass Mittelmaß bei dir schon den Stempel „schlecht“ bekommt?
Welche Ansprüche hast du an deinen Körper? Was ist in deinen Augen „normal“?
Wie sieht es bei dir mit „richtig machen“ und „kontrollieren wollen“ aus?

Es geht gar nicht darum, etwas verändern zu müssen.
Es ist einfach gut, das bei sich selbst sehen zu können.

Vielleicht gelingt es dir dadurch schon, deinen Körper besser zu verstehen und Signale anders zu deuten.

Wo sind deine Ansprüche ziemlich hoch?
Was ist dir bewusst geworden?

  • Liebe Michaela,

    ich, die ihre Geschirrtücher bügelt, bin auf gar keinen Fall betroffen ;-). Ich frage mich in diesem Jahr zumindest einmal öfter, ist dieses oder jenes jetzt wirklich wichtig? Hat man mich gebeten zu reagieren? Und wenn eine von beiden Antworten nein ist… dann lasse ich es… Frag nicht, sonst hast du mehr Arbeit, mich einfach 2x öfter raushalten als im letzten Jahr. Bis jetzt klappt es ganz gut.
    Gesundes neues Jahr mit vielen Erkenntnissen!
    Liebe Grüße vom amtlich mehrfach so betitelten Pingelkopp
    Anja ; – )

    • Liebe Anja,
      😂😂 nein, ganz sicher nicht.
      Toll, dass du dich immer mehr fragst: ist das jetzt (für mich) wichtig? Da gibt es ja auch kein richtig oder falsch, weil es sich jederzeit ändern kann.
      Und wie klasse, dass du dich jetzt öfter raushalten kannst. Damit zeigst du anderen: ihr könnt das auch alleine und hast mehr Zeit für dich.

      Danke für deine guten Wünsche.
      Dir auch ein gesundes, glückliches und wunder-volles Jahr

      Liebe Grüße
      Michaela

      P.S. Pingelkopp hatte ich schon länger nicht mehr gehört. Danke dafür. 😊

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