Was ist das für ein Ding mit der Offenheit für eine neue Sichtweise?
Du liest und hörst bei mir immer mal wieder, dass es wichtig ist, dass du offen bist für eine andere Sichtweise.
Ansonsten wirst du hier nichts Neues für dich mitnehmen (können).
Warum es so entscheidend ist und was passieren kann, wenn man es nicht schafft, über den Tellerrand zu gucken, zeigt dieses Beispiel.
Als ich in der 5. Klasse war und gerade ein Jahr Englisch in der Schule hatte, nahm mein Vater mich zu einem Treffen mit, bei dem es um Schafe ging.
Ich weiß nicht mehr, ob er einige von unseren Schafen an diese Familie verkaufen oder von ihnen Schafe hinzukaufen wollte.
Im Spaß hatte er jedenfalls vorher gesagt, dass ich für ihn übersetzen dürfte, denn die Leute sprechen nur Englisch.
Für mich war es ein “ernster Auftrag”, zu übersetzen, sodass ich auf jeden Fall alles richtig machen wollte.
Mich beweisen und zeigen, dass ich übersetzen kann. Hey, ich hatte schließlich schon ein Jahr Englisch in der Schule gehabt.
Dort angekommen, sprach die Frau immer von “scheep” - was für mich “cheap”, also billig oder günstig bedeutete.
Die Vokabel hatte ich in der Schule gelernt und sie war mir klar.
Ich versuchte immer, mir einen Reim daraus zu machen, was die Frau meinte, was denn hier so günstig wäre …
Sie zeigte immer wieder auf die Schafe und ich verstand einfach nicht, was genau sie mir sagen wollte.
Waren die Schafe zu billig? Zum Preis konnte ich doch gar nichts sagen.
Ich stand total auf dem Schlauch und je mehr ich es verstehen wollte, desto verwirrender war alles.
Für mich war es ein “Übersetzungsfiasko”, denn wie sollte ich was übersetzen, was ich selbst nicht verstand? Was gar keinen Sinn ergab?
Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass “scheep” auch etwas anderes bedeuten könnte.
Wie zum Beispiel “sheep”, also Schafe.
Obwohl es sooooo offensichtlich war.
Die Frau mit den Fingern auf die Schafe gezeigt hat.
Ich die Schafe gestreichelt habe.
Sie die ganze Zeit über blökten.
Und "sheep" und "Schaf" auch vom Wortlaut nicht so weit auseinander sind.
Aber “scheep” bedeutete für mich für “cheap”.
Ich war nicht offen für eine andere Sichtweise auf das Wort.
Es war so klar, was es bedeutet, dass ich das überhaupt nicht infrage gestellt habe.
Das ist an sich auch gar nichts Besonders oder ungewöhnlich.
Wenn uns etwas klar ist, dann hinterfragen wir es nicht, denn es “ist so”.
Ein Fakt.
Das führt dann dazu, dass wir zu all diesen Dingen nichts “Neues” sehen können.
Ganz einfach, weil wir unsere Fakten nicht infrage stellen.
Wir schauen gar nicht erst hin - in die Richtung einer anderen Bedeutung oder Perspektive.
Ich lade dich immer wieder ein, für dich zu schauen.
Alles, was du “weißt”, zur Seite zu stellen.
In Betracht zu ziehen, dass es noch andere “Wahrheiten” geben könnte.
Und dass die Fakten gar nicht so in Stein gemeißelt sind, wie sie im Augenblick aussehen.
Das bedeutet nicht, dass ich dir sage, was du sehen sollst!
Wenn du aber mit deinen Beschwerden anders umgehen und dich besser fühlen möchtest, dann könnte eine neue Perspektive darauf hilfreich sein.
Und dazu ist es nötig, dein Wissen neu zu beäugen.
Die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass man es auch anders sehen könnte.
Alleine dadurch, dass du es für möglich hältst, dass es anders sein könnte, bist du offen.
Ab diesem Zeitpunkt wirst du, wenn du hinguckst, Dinge vielleicht neu sehen.
Du wirst neugierig.
Deine bisherigen “Fakten” bekommen Risse und du findest plötzlich Ausnahmen.
Dir fallen womöglich Zusammenhänge auf, die irgendwie “komisch” sind und nicht mehr richtig passen …
Das, was du für dich realisiert hast, ist nichts, was du “einfach” glaubst, weil es dir jemand überzeugend erzählt hat.
Du hast es mit eigenen Augen gesehen. Ach, SO ist das!
Die alten “Fakten” stimmen für nicht mehr.
Deine Sicht auf die Welt hat sich verändert.
Das ist eine Veränderung von innen heraus, die nachhaltig wirkt.
Und für die es nichts “zu tun” gibt - außer immer und immer wieder neu hinzuschauen.
Falls du diese Offenheit gerade nicht hast, ist das auch okay.
Bei meinem ersten Gespräch mit John el Mokadem hatte ich sie übrigens (noch) nicht.
Was er sagte, klang für mich … unglaublich und irgendwie falsch. Schräg.
Meine Realität war eine völlig andere und ich bekam diese zwei Weltsichten nicht unter einen Hut.
Ich konnte nicht über meinen Tellerrand hinaussehen und hatte keine Idee, wie es gehen sollte, dass ich mich besser fühle, ohne an mir und den Beschwerden zu arbeiten.
Das überstieg meine Vorstellungskraft.
Und führte dazu, dass ich zur Dame mit der “neuen Methode” ging und bei ihr mein Glück versuchte … ohne Erfolg.
Diese Offenheit lässt sich nicht erzwingen.
Entweder sie ist da - oder nicht.
Es gibt kein richtig und falsch.
Aber jeder Augenblick enthält die Möglichkeit für mehr Offenheit.
Wenn wir uns darauf einlassen.
Übrigens … mein Vater hatte damals kein Problem mit der Sprache oder meiner fehlenden Übersetzung. Manches konnte er sich vom Plattdeutschen herleiten, der Rest wurde mit Händen und Füßen in Zeichensprache geklärt. Er hat sich keinen Kopf darüber gemacht.
Wie ist es bei dir?
Bist du offen für eine neue Sichtweise?
Oder nicht?
Schreib es mir doch im Kommentar.
Liebe Michaela, das ist lustig, da ich selbst auch gerade vor ein paar Tagen einen ähnlichen AHA-Effekt hatte.
Von dem Moment an als ich begann mich für Meditation und Spiritualität zu interessieren lernte ich von verschiedensten LehrerInnen, dass der Geist mächtiger ist als der Körper. Ich hab es nie in Frage gestellt, da ich es anfänglich von allen Seiten so las und hörte und damit wurde es für mich ein Faktum.
Und nun ist in mir gerade das Fakten-Türchen wieder aufgegangen und ich habe erkannt, dass dies nicht zutrifft, so lange unsere Schutzpersönlichkeit, für die vor allem das Überleben und Sicherheit wichtig ist unser Unterbewusstsein prägt.
Viele Jahre habe ich über mentale Praktiken versucht, meine innere Haltung zu mehr Offenheit und Vertrauen zu ändern. Das hat immer nur geklappt, so lange ich mich voll darauf fokussiert habe. Sobald ich an was anderes gedacht oder mit etwas anderem beschäftigt war, gingen die Muster wieder den alten Gang.
Jetzt ist mir klar geworden, dass ich über die Körper-Energie mit der geistigen Energie meiner Schutzpersönlichkeit ganz organisch kommunizieren kann, so dass sie ohne Zwang und Druck meinerseits sich entspannt und mir den Weg frei macht zu einer anderen Ausrichtung.
Sehr cool und echt enorm, was sich dadurch ändern kann, wenn ein scheinbares Axiom fällt. 😊
Da passt mein Erleben ja ganz genau zu Deiner Geschichte.
Danke und lieben Gruß!
Sabine
Liebe Sabine,
danke für dein Beispiel.
Mir fällt es schwer zu beschreiben, was für einen Unterschied es macht, wenn einem etwas “wirklich” klar geworden ist.
Manchmal klingt es so banal – es fühlt sich aber an wie eine neue Welt.
Das lese ich bei dir auch heraus.
“Dein Weg” ist dir plötzlich klar geworden und daher brauchst du dich nicht mehr überreden oder überzeugen, den (anderen) Weg zu gehen, der gar nicht deiner war.
Durch diese Klarheit war die Offenheit auch da. Ohne, dass du groß etwas dafür “tun” musst.
Sooo schön zu lesen.
Ich wünsche dir auch weiterhin einen entspannten Weg zu der “neuen” Ausrichtung.
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Nun hab ich eine Frage dazu: wenn du sagst Offenheit, heißt das dann in diesem Moment das ich zb. offen bin, für einen neuen Arzt (Gedanken)?
Weil ich ziemliche Nackenscherzen habe und seit je her von einem zum anderen gehen, auch Sport treibe mich gesund ernähre..etc. es ich aber gar nichts verbessert. Hab auch schon mal aufgehört mit Sport und was tun, dies fand ich jedoch verschlimmernd.
Oder heißt es zu keinem neuen (Gedanken-Arzt) zu gehen, sondern ES einfach so ruhen zu lassen? Obwohl mir das schon schwer fällt, da ich überzeugt bin, das der Körper Muskeln benötigt.
Weil Offenheit kann ja auch heißen, statt Arzt: “ ahh mach doch mal Yoga/ Pilates/Boxes“…?
Vielen Dank für deine Erklärung dazu 🙂 schöne neue Homepage^^
Liebe Elli,
danke für deinen Kommentar und deine tolle Frage.
Mir scheint, deine Gedanken kreisen generell sehr viel um die Nackenschmerzen und was du tu könntest/solltest/müsstest, um sie loszuwerden. (was auch total nachvollziehbar ist!)
Mit “offen sein”, meine ich, wirklich offen für alles zu sein. Auch für das, was wir noch gar nicht gedacht haben.
Beim Nachdenken und Grübeln “durchwühlen” wir quasi immer wieder die Daten auf unserer Festplatte – in der Hoffnung, etwas Neues zu entdecken. Nur können wir es dort gar nicht finden, denn wenn es dort wäre, hätten wir es schon längst gefunden.
Als ich deine Aufzählung las, was auch zur Offenheit gehören könnte, kam mir diese Analogie in den Sinn: Das ist, als wärst du “offen für schönes Wetter”. Das heißt, du hast schon eine Vorstellung davon, wofür du offen bist: für das schöne Wetter.
Wie wäre es, generell für “das Wetter” offen zu sein? Und dich überraschen zu lassen, was kommt. Vielleicht Sonne, Regen, Hagel, Nebel, Graupel, Wind, … und alles ist okay.
Du hast für dich herausgefunden, dass es schlimmer wird, wenn du keinen Sport machst. Also machst du Sport (was sehr logisch und vernünftig klingt).
Und du hast auch beschrieben, warum du es nicht “einfach in Ruhe lassen” kannst. Solange du überzeugt bist, dass … (was auch immer), wirst du tun, was dazu passt. Alles andere wäre auch unlogisch oder nicht lange durchzuhalten.
Unsere Überzeugungen haben eine ganz besondere Power und “übertrumpfen” alles.
Wenn du darauf vertrauen könntest, dass dein Körper dir ganz genau “sagt”, was für dich richtig ist, wärst du dann offen, auf die Signale zu hören?
Manchmal ist es schwer, diese Signale zu hören (oder richtig zu deuten), wenn der Kopf so voller Gedanken, Sorgen und Lärm ist.
Wobei kannst du besonders gut abschalten? Vielleicht wäre es ne gute Idee, davon “mehr” zu machen. Einfach diese Ruhe zu spüren und zu genießen.
Und offen zu sein, welche Impulse du dann bekommst.
Diese Impulse können wirklich in ALLE Richtungen gehen und es kann was dabei sein, wo dein Kopf sofort mit einem “du meine Güte! Das geht doch GAR NICHT!” reagiert.
Offenheit kann ein anderer Arzt, eine neue Sportart, Massage, aber auch etwas sein, auf das du “nie” kommen würdest, wenn du drüber nachdenkst.
Hast du dir schon die Videos auf der Seite Prinzipell Gesund von Marlene und mir angeschaut? Da könnte auch noch was drin sein (und im Newsletter)
Kannst du mit meiner Antwort etwas anfangen? (ich bin offen für alle Antworten 😉)
Liebe Grüße
Michaela
P.S. ich freue mich, dass dir die Webseite gefällt.
Vielen Dank Michaela für deine ausreichende Antwort 🙂 ok nun gehts kurz nich einen Schritt weiter: wenn die Sätze oder Ideen / Lösungen von der Quelle (oder wo anders herkommen und nicht von meiner bekannten Gehirn-Festplatte) wann weiß ich das ES DAS IST und nicht vlt der nächste Gedanke … ich könnte ja auch noch länger warten.
Jedoch kam zb. nach 45min der Meditation nicht wirklich was „neues“ …. glaub ich fühle es halt einfach nicht?
Hab Dank für deine Antwort-Zeit 🙂
Liebe Elli,
danke fürs nachhaken.
Den Unterschied merkst du am Gefühl.
Es hat eine andere “Qualität”, wenn es von “der Quelle” kommt.
Da darf man sich, bzw. da durfte ich mich rantasten bzw. reinspüren. Das war wirklich eine Art “Training”, das Hinspüren zu üben. Bzw. zu üben, den Unterschied rauszufinden: woher kam das Gefühl?
Manchmal war es für mich klar.
Dann wieder nicht, weil sich der Verstand so schnell eingeschaltet hat und ich die “Nachdenk-Gedanken-Gefühle” gespürt habe.
Das ist vermutlich bei jedem anders, daher kann ich dich nur einladen, immer wieder für dich selbst hinzuspüren.
Woran ich es aber ganz klar merken kann: die Gedanken von innen kommen ohne Begründung. Wie beim Navi im Auto. In 300 m links abbiegen.
Das Navi erklärt auch nicht, warum. Es sagt nur den Weg an.
Die Gedanken von der Festplatte kommen oft mit Begründungen und Erklärungen um die Ecke.
Ich lese aus deiner Antwort raus, dass du meditiert hast, um “etwas Neues” oder “die Antwort” zu bekommen.
Das heißt, du warst (vermutlich) nicht richtig im meditativen Zustand, sondern dein Verstand hat jeden reinkommenden Gedanken untersucht: ist es DAS, was ich gesucht habe?
Und da gibt es nur entweder oder: im meditativen Zustand oder im Kopf.
Das ist so, als wenn wir merken: “Mensch … die guten Ideen kommen mir immer, wenn ich dusche” und dann dreimal am Tag duschen, um gute Ideen zu bekommen.
So funktionieren wir Menschen nicht.
Wir übersehen dabei, warum uns gerade dann (beim Duschen, in der Natur, Meditieren …) die guten Ideen kommen: weil wir unsere Gedanken schweifen lassen bzw. uns nicht mit diesem Thema beschäftigen.
Wenn du es aktuell noch nicht (gut) fühlen oder unterscheiden kannst: auch okay.
Begib dich doch in “dein persönliches Trainingslager” und vertraue darauf, dass du es für dich herausfinden kannst.
Liebe Grüße
Michaela