Was, wenn die Lösung anders aussieht, als du glaubst?

Wenn du nicht findest, was du suchst, könnte es daran liegen, dass du eine falsche Vorstellung davon hast, wie es aussieht?

Ich habe ziemlich viele Bücher in meinem Regal stehen. Dass sie in zweiter Reihe stehen, macht die Suche nicht leichter.

Ich kann nicht zählen, wie oft ich z.B. nach einem Buch mit einem dunklen Cover gesucht habe, weil ich WUSSTE, dass das Buch so aussieht …. um dann später festzustellen: oh, es ist hell!  🙈

Manchmal habe ich sogar „zur Sicherheit“ gegoogelt und die Fotos haben mir bestätigt, dass der Einband dunkel aussieht. Umso erstaunter war ich dann, als ich - nach laaaaanger Suche - eine andere Ausgabe als helles Buch in der Hand hatte.

Wenn ich aber nach einem dunkeln Cover Ausschau halte, dann übersehe ich das, was ich suche, selbst wenn der Titel in Großbuchstaben auf einem hellen Einband direkt vor meiner Nase ist.

Und das ist nicht nur bei Dingen, die wir suchen, so.

Wann immer wir glauben, genau zu wissen, wonach wir suchen und wie die Lösung aussieht, haben wir uns Scheuklappen aufgesetzt und übersehen womöglich das Offensichtliche.

Klara hatte Rückenschmerzen und schon alles Mögliche unternommen, um sie endlich loszuwerden. Sie war bei verschiedensten Ärzten und auch wenn in den Untersuchungen keine physische Erklärung für die Schmerzen gefunden wurde, bekam sie Physiotherapie, Massage und Schmerzmittel verschrieben. 

Nichts davon half auf Dauer.
Genauso wie Pilates, Ernährungsumstellung, andere Schuhe, die neue Matratze, …

Manches half ein bisschen, bei anderen Dingen konnte sie gar keine Veränderung feststellen.

Langsam war sie mit ihrem Latein am Ende. Es musste doch was geben, was ihr hilft. Sie musste doch irgendwas tun können, um endlich wieder schmerzfrei zu sein!

Für Klara war klar, wie die Lösung aussieht: Sie muss etwas tun, damit es ihr besser geht.

Alle anderen Wege, auf denen es ihr hätte besser gehen können, bei denen sie nichts tun muss, hat sie gar nicht gesehen, weil sie sie vorher schon ausgeschlossen hatte.

Die Scheuklappen „Ich muss was tun“ sorgen dafür, dass alles andere für uns unsichtbar wird.

Die Impulse, sich Zeit für sich zu nehmen, hat sie z.B. überhört.
Genau wie die Stimme, die ihr gesagt hat, dass sie zu viel Verantwortung trägt und davon etwas an ihre Familienmitglieder abgeben könnte.

Sie waren ihr auch nicht so wichtig, denn zuerst musste Klara eine Lösung für ihre Rückenschmerzen finden.

Danach kann sie sich vielleicht Zeit für sich nehmen und sie auch genießen.
Mit den Schmerzen geht das nicht.

Wenn sie die Schmerzen los ist, dann hat sie auch den Kopf frei, um zu entscheiden, mit wem sie die Verantwortung teilen könnte.

Das würde total Sinn machen, wenn eine Aktion im Außen etwas an den Rückenschmerzen verändern würde.

Wäre für die Lösung aber eine Veränderung im Inneren nötig, wie z.B. bestimmte Aufgaben abzugeben oder sich mehr Zeit zu nehmen, dann kann Klara bis zum Sanktnimmerleinstag darauf hoffen, sich besser zu fühlen, um dann …

Es wird nicht zum „um dann“ kommen.

Das, was für sie nach einem „mache ich später“ aussieht, wäre aber der erste Schritt in Richtung Schmerzen loslassen und Wohlbefinden.

Nimm dir einen Moment und reflektiere:
Wo bist du wie Klara?

Tobias, ein Freund von Klara, kann überhaupt nicht verstehen, welchen Aufwand sie betreibt, damit es ihr besser geht. Zumal es doch nicht wirklich etwas bringt. Pilates, Ernährung verändern … macht für ihn keinen Sinn.

Er hat auch Rückenschmerzen und jede Bewegung ist eine Qual. Anfangs war es nur morgens schlimm und wurde im Laufe des Tages besser.
 
Um die Schmerzen bestmöglich zu vermeiden, bewegt er sich immer weniger.
Er schont sich und möchte seinem Körper nicht zu viel zumuten.
Inzwischen fällt es ihm immer schwerer, sich normal zu bewegen. Er geht in einer Schonhaltung und greift immer wieder zu Schmerzmitteln. Der Schmerz ist fast durchgängig da und gleich stark.

Für ihn war klar: wenn es weh tut, sollte ich mich möglichst wenig bewegen.

In vielen Fällen, wie z.B. bei Knochenbrüchen, ist das eine gute Entscheidung.

Tobias fällt gar nicht auf, dass die Schmerzen schlimmer geworden sind, seit er sich weniger bewegt und dass es dort einen Zusammenhang geben könnte.

Da für ihn klar ist, wie die Lösung aussieht, ist er blind für alle anderen Möglichkeiten.

Wie lange ich wohl (vergeblich) nach dem neongrünen Cover für mein kleines iPad gesucht habe … um hinterher festzustellen, dass es genau dort lag, wo es liegen sollte.
 
Nur war die Hülle schwarz und nicht grün. (grün ist das Cover vom Kindle)
Ich habe bestimmt 10x in dem richtigen Schrank hinter der richtigen Tür im richtigen Fach geschaut … und es trotzdem übersehen.

Meine Vorstellung davon, wie es auszusehen hat, war falsch.

Deshalb konnte ich es nicht sehen.
Oder besser gesagt: habe ich es nicht gefunden.

Gesehen habe ich es mit meinen Augen schon, aber es wurde von mir unterbewusst sofort als „das ist es nicht“ aussortiert.
In meinen Fokus rückte alles, was schwarz war.
Alles andere wurde unsichtbar.

Wir haben oft die Illusion, zu wissen, in welcher Richtung wir die Lösung für unser Problem finden.

Wir haben eine Ahnung, wie wir zum Ziel kommen.
Oder kennen auch schon genau die Schritte, die nötig sind.
Nur ist es uns bisher noch nicht so richtig gelungen, sie zu gehen.

Wir möchten, dass uns jemand hilft, auf unserem bereits eingeschlagenen Weg erfolgreich zu werden.

Und übersehen dabei: wir wissen überhaupt nicht, wie wir zur Lösung gelangen. Unsere Geschichte darüber, wie wir zum Ziel kommen, ist falsch.

Ich hätte noch monatelang nach einer grünen Hülle für das Tablet oder nach dem Buch mit dem dunklen Einband suchen können.
 
Klara könnte noch unzählige, weitere Versuche unternehmen, etwas „zu tun“, um frei von Rückenschmerzen zu werden.

Tobias kann die nächsten Monate auf dem Sofa verbringen und hoffe, dass es ihm besser geht.

Wir könnten jeden Tag gen Norden schauen und daran verzweifeln, dass wir die Sonne nicht aufgehen sehen.

Wir suchen in der falschen Richtung.
Unsere Parameter stimmen nicht.
Die Lösung liegt woanders.

Der erste Schritt ist, dafür offen zu sein, dass der Verstand die Lösung scheinbar nicht kennt - unabhängig davon, wie logisch unsere Idee zu sein scheint. (denn: wäre es die Lösung gewesen, dann hätte es ja schon geklappt)

Erst wenn wir bereit sind, unsere Scheuklappen abzunehmen, können wir unseren Weg auch erkennen.
… und stellen dann vielleicht erstaunt fest, dass die Lösung die ganze Zeit direkt vor unserer Nase war. 
Bist du bereit?

Was hast du für dich neu erkannt? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>