Was ist "die Realität"?
Sydney Banks sprach oft von „separate Realities“.
Ich sage oft „in meiner Welt“ oder „in deiner Welt“.
Was ist damit gemeint?
Warum Realitäten und nicht Realität?
Meine Welt, deine Welt?
Kann es davon mehrere geben?
Warum ist meine Realität nicht „die Wahrheit“
Früher glaubte ich, es gibt „die Realität“, doch heute ist für mich total klar:
Jeder lebt in seiner eigenen Welt.
In seiner eigenen Realität.
Ständig.
Und auch diese Welt ist nicht in Stein gemeißelt, sondern ändert sich andauernd.
Dieses Bild beschreibt es so schön:
Hier ein paar Beispiele:
Für manche Menschen muss Kleidung akkurat gebügelt sein.
Das ist so wichtig, dass sie dafür auch noch bis nachts um 3 am Bügelbrett stehen, damit alles so ist, wie es gehört.
Erst dann können sie in Ruhe schlafen.
Andere Menschen besitzen vielleicht nicht mal ein Bügeleisen oder müssten erst lange danach suchen, weil es für sie nicht wichtig ist, ob ihre Kleidung Falten hat oder nicht.
Total verschiedene Realitäten.
Ein völlig anderes Erleben von Knitterfalten.
Manch einem ist es so wichtig, jederzeit gut geschminkt zu sein, dass er dafür früher aufsteht, freudig überlegt: Welche Farbe passt zu meinem Outfit und nicht mal ungeschminkt zum Briefkasten gehen mag.
Ich habe null Interesse daran, mich zu schminken und daher auch keine „Utensilien“ dafür im Haus.
Total verschiedene Realitäten.
Ein völlig anderes Erleben von Make-up & Co.
Beim Umbau haben wir gemerkt, dass die Antworten auf unsere Frage total unterschiedlich sind, je nachdem, welches Gewerk wir fragen.
Als es um den „richtigen“ Untergrund für den Boden ging, sagte der Zimmermann: Ich würde Holz nehmen, während der Fliesenleger überzeugt war: bloß kein Holz, nehmt Beton.
Total verschiedene Realitäten.
Jedes Gewerk hat „seine Sicht“ darauf, was eine gute Lösung ist.
Und dann kommt noch die persönliche Vorliebe der jeweiligen Person dazu.
Geh mit einem Symptom zu zwei verschiedenen Fachärzten.
Ein Chirurg wird vermutlich eher zu einer Operation raten als ein Orthopäde oder HNO-Arzt.
Total verschiedene Realitäten.
Jeder Arzt schaut „mit seiner Brille“ auf die Beschwerden und empfiehlt das, was in „seiner Welt“ die richtige Herangehensweise ist.
Für den einen ist total klar, dass Haustiere Dreck machen, die Freiheit einschränken und unnötig Zeit & Geld kosten, während andere es sich nicht vorstellen können, ohne ein Haustier zu leben, da sie so viel Liebe zurückbekommen und jeder dafür ausgegebene Euro gut angelegt ist.
Total verschiedene Realitäten.
Ein völlig anderes Erleben eines Haustiers.
Du kannst den Sonnenuntergang sehen, ihn kaum wahrnehmen oder kurz feststellen: ja, ein schöner Sonnenuntergang, ihn nicht weiter beachten und einfach weitermachen.
Du kannst aber auch auf den Sonnenuntergang schauen und so beeindruckt davon sein, dass dir fast die Luft wegbleibt und dir Tränen in die Augen steigen. Du kannst die Schönheit sehen und berührt sein. Mit dem Wunder der Natur präsent sein. Dankbar, dass du dieses Schauspiel erleben darfst.
Gleicher Sonnenuntergang, total verschiedene Realitäten.
Ein völlig anderes erleben des Sonnenuntergangs.
Früher war für mich klar, dass man Trauma
bearbeiten muss, um sich davon lösen zu können. Dass man etwas so Schlimmes erleben kann, dass man daran zerbricht und es vielleicht nie ganz schafft, wieder „heile“ zu werden.
Seitdem ich über die 3 Prinzipien gestolpert bin, empfinde ich das völlig anders und meine Sicht auf Trauma und was man damit „tun“ muss, hat sich total verändert.
Das, was uns ausmacht, ist unkaputtbar und kann NIEMALS kaputtgehen - unabhängig davon, was uns passiert ist.
Es gibt nichts zu bearbeiten, sondern zu erkennen.
Gleiches Thema, total verschiedene Realitäten.
Ein völlig anderer Umgang mit dem Thema Trauma.
Diese Varianten - und unzählige mehr - sind jederzeit möglich.
Gäbe es „DIE Realität“, dann gäbe es auch nur „den“ besten Film, „die“ Sportart, eine Handvoll Autoren und Künstler, kaum verschiedene Restaurants, TV-Sender, Musikrichtungen und Klamottenlabel, maximal 5 Tee- oder Eissorten, … weil jeder den gleichen Geschmack hätte.
Das wäre echt langweilig, oder?
Auch wenn wir immer „unsere Realität“ sehen können und in „unserer Welt“ leben - es braucht nur eine Erkenntnis, einen frischen Gedanken, eine andere Perspektive … und wir sind in einer anderen Realität.
Das gilt für uns und natürlich auch für alle anderen.
Seit mir das bewusst geworden ist, kann ich viel besser mit anderen Sichtweisen umgehen.
Mir ist klar: in der Welt meines Gegenübers sieht es jetzt so aus.
Es gibt kein richtig oder falsch - nur verschiedene Perspektiven.
Das macht das Leben so viel leichter.
Falls du das Buch "REAL" von Clare Dimond noch nicht kennst - das könnte in diesem Zusammenhang sehr hilfreich sein.
Kannst du erkennen, dass jeder in seiner Welt lebt? Und wie logisch es ist, dass wir alles verschieden wahrnehmen?
Wo hat sich deine Perspektive verändert?
Ich freue mich auf deinen Kommentar
