Aber wie geht das?
„Du musst es einfach akzeptieren“
„Du musst die Situation annehmen. Sonst wird das nichts“.
„Annehmen, was ist“.
Ich weiß nicht, wie oft ich Sätze wie diese gehört habe.
Und ich kann nicht mal ansatzweise in Worte fassen, wie sich das für mich angefühlt hat.
Wie verzweifelt ich war.
Ich WOLLTE es doch akzeptieren - zumindest wenn das der einzige Weg zu sein schien, damit besser umzugehen.
Aber niemand hat mir gesagt, WIE das geht.
Wie verdammt noch mal nimmt man etwas an, das man hasst?
Das man loswerden will - koste es, was es wolle.
Ich war wirklich verzweifelt.
Innerlich zerrissen.
Verzweifelt, weil ich wusste, dass es „nötig ist“, meine Situation anzunehmen, damit es mir vielleicht irgendwann man besser gehen kann.
Aber in mir hat sich alles dagegen gesträubt.
Wie sollte ich DAS annehmen oder akzeptieren können?
Das war doch nicht normal.
Ich war nicht normal.
Und das soll ich annehmen?
Einfach hinnehmen?
Für mich war es das gleiche wie aufgeben.
Und auch, wenn mir meine Lage irgendwie aussichtslos erschien - ich war noch nicht bereit, aufzugeben.
Annehmen hätte für mich bedeutet: Es ist okay, wenn es IMMER so bleibt.
Und wie bitte sollte das okay sein?
Es war sowas von NICHT okay.
Ich war sowas von NICHT okay.
Das war einfach nicht vorstellbar für mich.
Ich hatte immer wieder gehört, dass annehmen quasi „der erste Schritt zur Besserung“ ist, aber ich wusste nicht, warum.
Es ergab einfach keinen Sinn für mich - unabhängig davon, wie oft ich es las oder hörte.
Ich fühlte mich unverstanden.
Mir war klar: Würde jemand meine Situation verstehen, würde er das nie sagen.
Ihm wäre klar, dass er etwas Unmögliches von mir verlangt.
Da aber alles andere auch nicht wirklich funktionierte, kam ich immer wieder zum Annehmen zurück.
Zur Akzeptanz.
Ich wusste: Das muss ich auch versuchen.
Wenn das der erste Schritt ist, dann gehe ich ihn auch
Rückblickend ist mir klar, dass meine Versuche nichts mit Akzeptanz zu tun hatten.
Es war für mich ein Mittel zum Zweck.
Ein Schritt in die Freiheit.
Zum Gesund werden.
Akzeptieren, damit es danach verschwindet.
Klingt nicht wirklich nach annehmen, oder?!
Ich wusste aber einfach keinen anderen Weg.
Gefühlt hatte ich alles andere schon ausprobiert.
Erfolglos.
Also blieb mir schließlich keine andere Wahl.
Trotzdem konnte mir niemand sagen, WIE ich „es einfach annehme“.
Wenn es doch so wichtig ist - warum kann mir dann keiner erklären, wie es geht?
Es muss doch eine Anleitung geben.
Dachte ich zumindest.
Heute weiß ich es besser.
Hätte ich gewusst, dass ich nichts „tun“ kann, um die Situation anzunehmen, hätte ich vielleicht aufgehört, es zu probieren.
Und mir viel Leid erspart.
Das erinnert mich an einen Arztbesuch, bei dem mir etwas in dieser Art gesagt wurde:
Tut mir wirklich leid, aber ich habe keine Lösung für das Problem.
Das ist wirklich Scheiße (an das Wort erinnere ich mich genau ) und ich würde Ihnen gerne etwas anderes sagen, aber es sieht so aus, als könnte man da aktuell nichts tun. Vielleicht gibt es in 10 Jahren eine Neuerung in der Medizin und damit andere Lösungen.
Kommen Sie dann gerne noch mal wieder.
Im ersten Moment war ich geschockt.
Ich hatte natürlich auf eine andere Antwort gehofft, aber ich war auch erleichtert.
Endlich brauchte ich - zumindest für die nächsten 10 Jahre - nicht mehr weitersuchen.
Von einem Arzt zum Nächsten rennen.
Immer wieder hoffen.
Immer wieder enttäuscht sein.
Diese Achterbahnfahrt war erst einmal zu Ende.
Ja, natürlich war es kacke, dass man nichts dran ändern kann.
Aber ich konnte auch spüren, wie mir eine Last von den Schultern fiel.
Keine weiteren Versuche.
Ruhe.
Durchatmen.
Rückblickend sehe ich, dass diese Erleichterung ein Resultat dessen war, dass ich die Situation angenommen habe.
Es war aber kein „aktives Tun“ dabei.
Akzeptanz „geschah einfach“.
Automagisch.
Es fühlte sich so wahr und stimmig und richtig an, erst einmal „aufzugeben“.
Zumindest die Suche aufzugeben.
Und damit zu leben, so gut es eben geht.
Falls du also gerade ähnlich verzweifelt wie ich versuchst, deine Situation anzunehmen, dann möchte ich dir raten:
Hör bitte auf!
Jetzt.
Versuche nicht mehr, etwas akzeptieren zu wollen, gegen das sich alles in dir sträubt.
Egal, was du anstellst - DU KANNST NICHTS TUN, UM ETWAS ZU AKZEPTIEREN!
Du kannst keine Annahme „herdenken“ oder erzwingen.
Akzeptanz ist eine innere Haltung.
Ein Bewusstseinszustand.
Sie ist da.
Oder auch nicht.
Wir können JEDERZEIT vom Widerstand in die Annahme kommen, aber das „wie“ liegt nicht in unserer Hand.
Es geschieht einfach.
Zur richtigen Zeit.
Und mit „richtiger Zeit“ meine ich, dass die universelle Intelligenz hinter allem Leben findet, es sei die richtige Zeit.
So frustrierend das vielleicht auch sein mag - es hat auch Vorteile!
Du kannst nichts falsch machen!
Wenn es nicht an dir liegt, ob du eine Situation annehmen kannst oder nicht, dann kann es auch nichts damit zu tun haben, dass du etwas falsch oder nicht gut genug gemacht hast.
Du bist raus.
Du kannst das Thema von deiner To-do-Liste streichen.
Komplett.
Und du darfst dich immer wieder daran erinnern, dass es keinen „7-Schritte-Plan zur Akzeptanz“ gibt, sondern dass jeder Moment der Augenblick sein kann, in dem sie plötzlich da ist.
Automagisch.
Du spürst, wenn es sich verändert hat.
Von außen betrachtet sieht alles aus wie immer, aber es fühlt sich total anders an.
Die Situation fühlt sich anders an.
Du fühlst dich anders.
Du bist gnädig(er) mit dir.
Mit dem Leben.
Akzeptanz ist (als Option) immer da.
Sie findet dich.
Und zwar viel leichter, wenn du sie nicht mehr suchst.
Hast du auch schon versucht, etwas zu akzeptieren, das du „eigentlich“ gar nicht annehmen wolltest?
Wie hat sich das angefühlt?
Kennst du eine Situation, in der du aufgegeben hast und das der Schlüssel zur Veränderung war?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Hallo Michaela,
danke für den schönen Blogbeitrag zu diesem Thema. Ich habe wirklich 1:1 genauso gedacht wie du. Etwas, gegen das sich alles in einem sträubt, kann man meiner Meinung nach auch gar nicht wirklich akzeptieren. Aber es gelingt mir auf einem Umweg sozusagen. Wenn ich mir kurz vor Augen halte, dass alles ja auch noch weitaus schlimmer sein könnte, empfinde ich Dankbarkeit, dass es nicht so ist. Durch die Dankbarkeit kann ich dann mit meiner Situation Frieden schließen oder zufrieden sein und alles so annehmen, wie es eben ist, auch wenn es mit leiden verbunden ist. Das macht es wirklich leichter, weil es sich jetzt nicht mehr so anfühlt, als würde ich das Schlechte an der Situation akzeptieren.
Liebe Grüße
Saval
Liebe Saval,
danke, dass du mit uns geteilt hast, wie es für dich leichter ist, etwas zu akzeptieren.
Das ist so ein tolles Beispiel für unsere Resilienz, dass uns etwas einfällt, wie wir besser damit umgehen können.
Die Dankbarkeit, die du beschreibst, ist dann auch „echt“ und spürbar und nur so macht sie einen Unterschied.
Das hat mich daran erinnert, dass es mir oftmals geholfen hat, zu sehen, wie „klein“ ich samt meinen Problemen bin, wenn man aus dem All draufschauen würde.
So ähnlich wie in diesem Video
https://youtu.be/OQrXakW1-JI?si=5K6gIWyvaQZMMvE6
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
ist es nicht im Prinzip auch dasselbe, was du neulich in deinem Podcast über die heruntergefallenen Dachziegel gesagt hast? Ihr wart so froh darüber, dass niemand verletzt wurde, sodass ihr die Unannehmlichkeiten sofort akzeptieren konntet.
Danke, das Video vom Universum ist wirklich sehr beeindruckend.
Liebe Grüße
Liebe Saval,
ja, das war sehr ähnlich.
Ich brauchte mir nicht mal „absichtlich“ vorstellen, dass es viel schlimmer hätte kommen können, sondern der Gedanke ploppte automatisch auf.
In dieser Podcastfolge sprechen Alexandra Rosit-Hering und ich drüber – falls noch jemand reinhören möchte.