Wie Unzufriedenheit entsteht und wie du zufrieden(er) bist

Ich möchte dir aus meinem Urlaub berichten, weil ich da so schön sehen konnte, wie es dazu kommt, dass ich unzufrieden bin. 

Vorab - ich hatte zwar offiziell Urlaub, aber darin lagen etliche Tage Training und weitere Termine, die wir nicht anders unterbringen konnten. Schlussendlich hatte ich in den 3 Wochen “frei” nur wenig Tage ohne Termin. Sooo lang war der Urlaub also gar nicht.

Meine Vorstellung von Urlaub war: ausschlafen und “Nichtstun”

Und dann gab es da noch die ganzen Dinge, die ich im Urlaub machen wollte.
Sowohl in unserem recht großen Garten, als auch Dinge, die ich “basteln” wollte. Ich mag DIY und finde es total toll, alte Möbel aufzuarbeiten oder umzumodeln.
Außerdem hatte ich noch so viele Bücher hier, die ich (fertig) lesen wollte.
Videos, die ich schauen wollte.
Podcasts, die ich hören wollte.
Nicht zu vergessen viele Aufnahmen auf der Festplatte, die ich mir endlich anschauen wollte.

Fällt dir schon auf, dass da was nicht zusammen passt?

Mir war es vorher nicht bewusst.
Schließlich hatte ich ja viel Zeit.

An den Tagen, an denen ich ausschlafen konnte und noch viel gelesen habe, habe ich nicht mehr viel “geschafft”, weil der Tag gefühlt schon halb rum war.

Haben mich die Katzen geweckt, dann konnte ich nicht ausschlafen - hatte aber viel vom Tag.

Da sich das Wetter und meine Termine nicht gut vereinbaren ließen, war ich kaum im Garten. Zumindest nicht, um zu arbeiten. Aber immerhin konnte ich noch ein paar schöne Stunden auf der Terrasse genießen.

Auf meine Bastelarbeiten hatte ich schlicht keine Lust und hab sie nicht mal angefangen.

Einige Bücher habe ich gelesen - aber nicht die, an die ich vor dem Urlaub dachte. 

Es hat ein paar Tage gedauert, bis mir aufgefallen ist, warum ich unzufrieden bin:

Ich wollte immer genau das, was ich an dem Tag nicht hatte.

Wurde ich von den Katzen geweckt oder von selbst früh wach, dann waren Gedanken da wie: na toll, heute hättest du ja mal ausschlafen können.

Habe ich tatsächlich länger geschlafen, kamen Gedanken wie: jetzt brauchst du auch nicht mehr mit der Bank / dem Garten anfangen. Dafür ist es jetzt auch zu spät.

Nicht zu vergessen, dass das Leben auch noch Dinge ins Spiel brachte, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte und um die ich mich dann im Urlaub kümmern durfte.
Und dass Martins Pläne auch nicht so wirklich geklappt haben.

Ab dem Moment, ab dem mir klar wurde, warum ich so nölig und unzufrieden war, war es ganz einfach.

Die Gedanken, was an der Situation falsch ist und was anders sein sollte, waren immer noch da, aber ich habe sie nicht mehr ernst genommen, sondern konnte drüber lachen.

Während ich gemütlich ein Buch las, haben mich die Gedanken, die mir erzählen wollten, was noch alles im Garten zu tun ist, nicht mehr interessiert. Ich konnte darüber grinsen und hab einfach weitergelesen. 

Es war kein: Oh ja, du wolltest ja noch … mehr dabei.

Konnte ich nicht ausschlafen, dann habe ich eben die Dinge gemacht, auf die ich gerade Lust hatte.
Es war nicht mehr “schlimm”, dass ich nicht länger geschlafen habe. 

Ich war zufrieden damit, wie es war.

(Bis auf die Momente, in denen ich etwas anders haben wollte und unzufrieden war.)

Rückblickend macht es auch überhaupt keinen Sinn, mich darüber aufzuregen, genervt zu sein oder mich zu ärgern.
Ich war ja schon wach und “ausschlafen” konnte ich für diesen Tag vergessen (zumindest so, wie es in meiner Vorstellung hätte sein müssen).

Nimm dir einen Moment Zeit und schau dir etwas, mit dem du unzufrieden ist, noch einmal an.

Hilft es dir, damit unzufrieden zu sein?
Bringt dich die Unzufriedenheit weiter?
Oder kämpfst du “nur” innerlich mit etwas, was schon längst gewesen und erledigt ist?

Was wäre, wenn du diesen Kampf aufgibst?

Unzufriedenheit entsteht, wenn ich das, was ist, gerne anders hätte. 

Wenn ich dagegen ankämpfe.
Wenn ich sicher bin: SO ist es falsch. SO darf es nicht sein.

Sobald mir klar wird, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen kann, weil ich nichts mehr tun kann, damit die Situation nicht entsteht - ich kann nichts verhindern, was schon (da) IST - warum sollte ich dann noch dagegen kämpfen?

Ich kann nichts verhindern, was schon ist.
Du kannst nichts verhindern, was schon ist.

Zufriedenheit kann sich einstellen, wenn ich den Kampf oder Ärger oder Frust oder … aufgebe.
Wenn ich mit dem okay bin, was ist.

Sobald ich aufhöre, die Situation verändern zu wollen oder zu müssen, werde ich innerlich ruhig(er).

Höre ich auf, ständig darüber nachzudenken.
Komme wieder mehr “bei mir” an.
Kann klar(er) sehen.

Und weiß auch, wie ich etwas ändern kann, wenn es etwas zu ändern gibt.

Wie ist das mit den Situationen, mit denen du unzufrieden bist? “Bringt” es dir etwas, unzufrieden zu sein?
Schreib mir doch in den Kommentar, was du für dich neu erkannt hast.

  • Diese Situation kennt vermutlich jeder.
    Bei mir ist es zur Zeit so, dass ich alles aufholen will was liegen geblieben ist, damit ich nach dem Urlaub nicht mehr dieses Gedanken Karussell habe und mich wieder ausgeglichener fühlen kann.
    Dabei baue ich mir selbst so einen Druck auf, dass ich eine Art Stress Gefühl sogar im Urlaub habe und einfach nicht runter komme.
    Wie kann ich die Erwartungen an mich selbst verändern, runterfahren? Das ist schon das ganze Jahr so.
    Vielen Dank für deinen Text!
    Liebe Grüße Marion

    • Liebe Marion,
      für mich ist der Druck aus dem, was ich noch alles „wollte“ (was eigentlich eine To-do-Liste war, der ich einen schönen Namen gegeben hatte … 🙄) total rausgegangen, als mir klar wurde, dass ich diese Gedanken nicht ernst nehmen muss.

      Ja, sie sind da.
      Ja, es fühlt sich an, als wäre da was dran und als hätten sie „Recht“.
      Aber sie verändern sich ständig.
      Auch dann, wenn ich mich nicht um sie kümmere. (dann sogar viel schneller)

      Was wäre, wenn du deine Erwartungen an dich selbst nicht mehr so ernst nehmen müsstest?
      Dass sie nicht „echt“ sind, sondern „nur“ ein Konstrukt aus Gedanken, mit denen du dir erzählst, was du alles machen solltest.

      Je klarer das ist (dass sie nicht echt sind und dass man nicht darauf reagieren muss), desto leichter fällt es, nicht weiter auf sie einzugehen.

      Das heißt, es gibt nichts zu tun. (dazu habe ich hier ein Video)
      Keine Erwartungen zu verändern.

      Wenn ich erkenne, woraus diese Erwartungen bestehen (meinen Gedanken), verändert sich mein Verhältnis dazu automagisch. Obwohl sie noch da sind.

      Kannst du damit etwas anfangen?

      Liebe Grüße
      Michaela

  • Ohhh, wie gut ich das kenne! Nicht mit dem zufrieden zu sein, was gerade ist. Und wenn ich es doch bin, lasse ich mich davon aufregen, dass mein Partner aber gerade unzufrieden ist mit dem, wie es bei ihm ist.
    Doppelte Herausforderung.
    Wie wäre es, wenn ich höchst zufrieden damit bin, wenn es ist, wie es gerade ist?
    Dann würde ich jetzt gutheißen, dass ich hier sitze, schreibe und genau das tue, was ich spontan machen wollte. Jippih!
    HEezlichen Dank für die wunderbare Anregung, liebe Michalea!

    • Liebe Ute,

      hahaha… ja, wir sind kreativ und finden „immer“ was, mit dem wir unzufrieden sein können. Und wenn wir dafür beim Partner suchen müssen. 😉

      Ja, wie wäre es, mit diesem Augenblick zufrieden zu sein?

      Liebe Grüße
      Michaela

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