Achtest du auf dein "inneres Wetter"?

Bei uns ist es immer mal wieder vorgekommen, dass mein Mann und ich nebeneinander auf dem Sofa sitzen und unsere Wetter-Apps auf dem Handy (wir nutzen die gleiche App auf dem gleichen Handy) unterschiedliches Wetter vorhersagen.

Das liegt dann wohl oft daran, dass Martins Handy noch die Koordinaten der Arbeitsstelle berechnet, obwohl er schon wieder zu Hause ist.

Wir amüsieren uns und wählen dann immer das Wetter der Vorhersage, das uns gerade besonders gut in den Kram passt.

Witzig ist, dass wir Menschen alle eine eingebaute Wetter-App haben, die sich sekündlich aktualisiert und wissen es nicht.

Dabei funktioniert sie immer.
100% zuverlässig.

Sie zeigt uns unser aktuelles „Wetter“ an.

Unsere Stimmung.
Unsere Laune.
Wie wir gerade drauf sind.

Das, was in der App mit Symbolen dargestellt wird, funktioniert in unserer eingebauten App über Gefühle.

Fühle ich mich gut, zeigt meine innere Wetter-App die Sonne.
Fühle ich mich nicht gut, zieht ein Gewitter auf.
Fühle ich mich total mies, ist ein Tsunami im Anmarsch.

Alles deutlich wahrnehmbar.
Spürbar.
Und doch ist uns oft nicht klar, was da in uns los ist.

Wir glauben, dass unsere Gefühle etwas mit dem Außen bzw. den Umständen zu tun haben.

Auf der Arbeit ist so viel Stress. Natürlich fühle ich mich angespannt, wie die Spannung, die vor einem Gewitter in der Luft liegt.

Da sitzt eine Spinne in der Ecke und krabbelt jetzt auch noch auf mich zu. Völlig natürlich, dass ich austicke, wenn ich Angst vor Spinnen habe.

Schon die 3. Nacht in Folge konnte ich kaum schlafen. Kein Wunder, dass ich so durch den Wind bin.

Mein ganzer Körper tut weh und ich fühle mich, als wäre ich vom Bus überrollt worden. Klar setzt mir das zu und ich bin genervt. Das ginge wohl jedem so.

Dabei übersehen wir einen wichtigen Faktor:
Gedanken

Gedanken Gefühle

Auf der Arbeit mag unheimlich viel los sein. Zu viel Arbeit, die in zu wenig Zeit erledigt werden soll.
Und trotzdem entstehen der Stress und die Anspannung in mir.
Von dem, was ich über die Arbeit denke (das schaffe ich nie, die Zeit ist zu knapp, das ist zu viel, der Chef ist doof, das ist Ausbeutung, das ist unmenschlich, …)

Alles, was ich wahrnehme, liegt Gedanken zugrunde. 100%. Immer.

Die Spinne in der Ecke kann keine Angst in mir auslösen.
Die Angst entsteht aus den Gedanken, die ich über die Spinne und die Situation habe. (iiiihhhh, eine Spinne ist ekelig, was, wenn sie auf mich zurennt, diese langen Beine, die Haaren an den Beinen, ich könnte mich schütteln, ist sie giftig? …)

Alles, was ich wahrnehme, liegt Gedanken zugrunde. 100%. Immer.

Auch wenn ich 3 Wochen hintereinander schlecht oder kaum schlafe, kann das kein Gefühl in mir auslösen.
Was ich jedoch darüber denke (das ist ungesund, warum schlafe ich nicht mehr? Woran liegt es, dass ich nicht schlafen kann? Bin ich etwa krank? Sollte ich zum Arzt gehen? Das ist doch nicht normal! Ich will endlich schlafen. Morgen muss ich fit sein, …)  bringt das „durch-den-Wind-Gefühl“ mit sich.

Alles, was ich wahrnehme, liegt Gedanken zugrunde. 100%. Immer.

Schmerzen zu haben ist nicht schön, aber ich kann dennoch nicht unter den Schmerzen leiden.
Häää?
Wenn ich leide, kommt es IMMER von dem, was ich denke: Das sollte anderes sein. Wann hören die Schmerzen endlich auf? Wird das denn nie besser? Hoffentlich wird das nicht schlimmer. Ich mag nicht mehr. Ich kann das nicht aushalten. Warum gerade ich? …

Man kann tatsächlich Schmerzen haben, ohne darunter zu leiden.
Dass das möglich ist, wusste ich früher nicht. Für mich gehörten Schmerzen und Leiden untrennbar zusammen.

Alles, was ich wahrnehme, liegt Gedanken zugrunde. 100%. Immer.

Unser inneres Wetter (scheint die Sonne und das Leben sieht rosig aus, steht ein Tsunami bevor und die Welt geht unter oder irgendwas dazwischen?) beeinflusst alles.

Unser ganzes Leben.

Bei Sonnenschein ist die Arbeit gar nicht so schlimm und der Chef hat auch seinen guten Tag, während ich an Tsunami-Tagen kurz davor bin, die Kündigung einzureichen, nachdem ich schon heulend auf dem Klo gesessen habe.

Bei Sonnenschein gehe ich der Spinne aus dem Weg und frage vielleicht jemanden, ob er sie rausbringt, während ich - sobald ein Tsunami im Anmarsch ist - mich nur noch in Sicherheit bringen kann und das Tierchen eliminieren muss.

Bei Sonnenschein macht mir der Schlafmangel gar nicht so viel aus bzw. ich denke gar nicht drüber nach, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt bin, während ich beim Tsunami einen Notfall-Arzttermin ausmache und dringend eine Lösung her muss, weil es unaushaltbar ist.

Bei Sonnenschein sind die Schmerzen erträglich und manchmal sogar ganz weg, während sie beim Tsunami eine 12 auf einer Skala von 1 bis 10 ausmachen, ich keinen Spaß verstehe (und habe) und jeden anpflaume, der mich auch nur schief angucken könnte.

Wir glauben, unsere Wetter-App sagt uns was über die Umstände.

Quasi als Bestätigung dafür, dass unsere Gedanken wahr sind.

Dabei zeigt sie uns nur unser „inneres Wetter“ an.
Ohne überhaupt auf den Inhalt der Gedanken einzugehen.

Mit jedem unangenehmen Gefühl zeigt uns die App: Achtung! Du denkst dich gerade in die Schlechtwetterzone. Willst du dahin? Das ist eine Einladung zum Kurswechsel! Kehrtwende!

Es ist ein Hinweis, dass wir uns selbst in ein Gebiet manövrieren, in das wir vermutlich gar nicht wollen.
Und eine Einladung, uns daran zu erinnern, dass es andere Orte gibt, an denen die Sonne auch jetzt scheint.

Wenn wir das erkennen und das Wetter aushalten, ohne es weghaben oder ändern zu wollen, ändert es sich von selbst.

Tsunami und Gewitter machen Platz und die Sonne kommt wieder durch.

Manchmal dauert es länger, manchmal geht’s schneller, aber wenn wir uns einmischen, dauert es IMMER länger, als wenn wir uns komplett raushalten würden.

Wie gut bist du mit deiner inneren Wetter-App vertraut?

Ich lade dich ein, hinzuschauen:
Kann es sein, dass meine Stimmung einen Einfluss darauf hat, wie ich „die Welt“ wahrnehme?

Hinzuspüren:
Welches „Wetter“ sagt meine innere Wetter-App gerade an? Sonnenschein oder Regenwetter mit Sturm und Hagel?

Und dich zu erinnern:
Das Wetter zieht weiter, ohne dass du eingreifst.

Welche Situation ist dir ein- oder aufgefallen, bei der du angreifst und versuchst, das Wetter zu ändern?
Lässt du dich darauf ein, die Finger rauszulassen und zu testen, ob es sich von alleine ändert?

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