Wie aus einem Impuls eine Regel wird

Seit ein paar Jahren habe ich ein Jahresmotto.
Es ist aber nicht so, dass ich mich hinsetze und überlege: was könnte ich als Motto für das nächste Jahr nehmen?, sondern irgendwann in den letzten Monaten des Vorjahres kommt mir ein Wort in den Sinn und mir ist klar: das ist mein Motto für das nächste Jahr.

In 2022 war es: just do it. (mach einfach)

Für mich bedeutete das: zerdenk dir nichts oder überleg nicht lange, sondern mach einfach.

Mein Motto für 2023 lautet: less is more (weniger ist mehr)

Für mich heißt es: weniger konsumieren und noch mehr auf das zu hören, was durch mich in die Welt möchte. Meinen Impulsen folgen.

In den letzten Jahren waren die Kapazitäten dafür begrenzt, weil ich von einem Kurs oder Programm ins Nächste gegangen bin. Oder parallel in mehreren war. 

Es gab also immer was zu tun, wie z.B. Kursinhalte „nachzuschauen“ oder irgendwo live dabei zu sein.
 
Mein Kopf war voll mit To-dos.
Es war wenig Raum für eigene Ideen.

In diesem Jahr geht es für mich darum, weniger Kurse / Programme / Ausbildungen zu buchen. 

Zum einen, um „Platz im Kopf“ zu haben.
Aber auch, weil ich gerade „voll“ bin. 
Weil es sich stimmig anfühlt.

… und ich musste in den letzten Tagen so über mich lachen, als ich merkte, wie diese Intention zu einer Regel wurde.

Wie aus „less is more“ ein „du darfst oder sollst nicht“ wurde.

Mir lief ein 5-tägiges Programm über den Weg, das mich direkt ansprach. 

Das Gefühl war ein: oh ja, da bin ich dabei.

Und sofort schaltete sich der Kopf ein und sagte: hallo? Du wolltest doch in diesem Jahr weniger buchen. Willst du das direkt am Jahresanfang in den Wind schießen? Das fängt ja gut an. Wenn das so weiter geht … bla bla bla

Das klang wahr.
Wie eine Erinnerung an mein Jahresmotto. 

Auch wenn es sich irgendwie komisch anfühlte …

Es hat eine Weile gedauert, bis mir aufgefallen ist, dass ich aus der Intention eine Regel gemacht hatte.
Ein “du sollst nicht”.

Und dabei total übersehen habe, dass die Intention, an diesem Programm teilzunehmen, aus dem Inneren kam.
Das ist es ja, dem ich immer mehr folgen möchte.
Impulsen von innen.
Wie kann es dann falsch sein, ein Programm zu buchen? Unabhängig davon, wie das Jahresmotto lautet?

Diese Frage stellt sich aber oft schon gar nicht mehr, wenn wir dem glauben, was der Kopf daraus macht.

Das passiert so leicht.
Und blitzschnell.

Hier sind 3 weitere Beispiele.

Wenn du dich schon länger mit den 3 Prinzipien beschäftigst, dann hast du vielleicht schon den Satz „es gibt nichts zu tun“ gehört.

Daraus wird ganz leicht: ich sollte nichts tun.
Oder sogar: ich darf nichts tun.

Das hat mit dem ursprünglichen Satz nichts mehr gemein, bzw. mit dem, was er bedeutet, aber es ist so leicht, ein weiteres Konzept daraus zu bauen.
Und danach zu leben und handeln.

Je tiefer wir in die 3 Prinzipien einsteigen, desto klarer ist uns auch, warum sich eine Person verhält, wie sie sich eben verhält.
Warum sich jemand aufregt oder andere Leute anschreit oder warum jemand kurz angebunden ist.
Wir können es nachvollziehen - ohne die genauen Gedanken der Person zu kennen.
Einfach weil wir wissen, wenn unsere eigenen Gedanken heiß laufen, verhalten wir uns selbst auch nicht so, wie wir „eigentlich“ möchten.

Die Schlussfolgerung, Regel oder das Konzept, das daraus entstehen kann, könnte sein: Ich muss mir alles gefallen lassen. Die Person kann ja nichts dafür, wie sie sich gerade verhält.
... und eigentlich will ich das gar nicht, weil ich das ziemlich blöd finde, aber so ist das bei den 3 Prinzipien wohl. Die sind dann doch nichts für mich.

Die 3 Prinzipien schreiben niemandem vor, was zu tun ist!
Sie beschreiben nur, wie "wir Menschen ticken".

Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Verständnis haben und alles okay finden.
Auch wenn ich nachvollziehen kann, warum sich jemand wie die Axt im Walde aufführt, muss ich das nicht einfach so hinnehmen.
 
Jeder trägt die Verantwortung für sein Verhalten und Handeln und muss die Konsequenzen dafür tragen.

Vielleicht möchtest du dich gesunder ernähren.
Dieser Impuls kam aus dir heraus.
Ohne eine „Anleitung“.
Du könntest einfach nachspüren: Was möchte ich heute essen? Wovon möchte ich mehr essen? Und mit dem gehen, was sich jetzt stimmig anfühlt.

Falls nicht dein Kopf schon Regeln gemacht oder Verbote erstellt hat ...

Frei nach dem Motto: dich gesund zu ernähren bedeutet, auf das und das zu verzichten und nur noch zu bestimmten Uhrzeiten zu essen.

Wann immer du jetzt etwas „Verbotenes“ oder zu „komischen“ Zeiten essen möchtest, fühlt sich das nicht gut an.

Wärst du beim „dich gesünder ernähren“ geblieben, dann gäbe es keine generellen Verbote.
Alles wäre erlaubt.
Und das war der eigentliche Impuls.
Mit jeder Menge Freiheit.

Die Regeln und Verbote, die daraus gemacht wurden, sind einschränkend und einengend.

Ich lade dich ein, zu schauen, wo du aus Impulsen oder Intentionen (unbewusst und ungewollt) Regeln oder Verbote gemacht hast.

… und wenn sie dir bewusst geworden sind, dann darfst du neu entscheiden: Möchtest du sie behalten oder gehen lassen?

Was hast du für dich aus diesem Artikel mitgenommen?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.

  • Liebe Michaela,
    jaja, da muss man erstmal (immer wieder) drauf kommen 😂
    Ich habe noch ein weiteres Beispiel, das mir bei meinen Klienten immer wieder begegnet:
    Es heißt oft: Du brauchst keine Tools.
    Daraus wird dann schnell: Du darfst keine Tools mehr verwenden. Wenn du es doch tust, hast du die Prinzipien nicht verstanden!
    Das ist aber Unsinn. Gemeint ist etwas anderes: Dass Tools (wie The Work, Klopfen, Meditation etc.) nichts sind, was notwendigerweise in unser Leben gedrückt werden muss, damit wir endlich gut und richtig sind.
    Sie dürfen aber (natürlich!) trotzdem verwendet werden, wenn der Impuls dazu gerade da ist. Wenn es sich RICHTIG anfühlt.
    Mir kommt es immer vor, als würde unser Kopf sich absichtlich gegen diese riesige Freiheit sperren, weil er Angst hat, dadurch arbeitslos zu werden 😂
    Was ja auch schon wieder Unsinn ist …
    In diesem Sinne, danke für den wunderbaren Impuls.
    Bettina

    • Liebe Bettina,
      oh ja, danke für den Hinweis mit den Tools!
      Da bin ich selbst auch schon reingetappt.
      Wenn andere Tools nutzen, dann haben sie was bei den Prinzipien nicht verstanden … ähm … 🙈 Das galt dann eher für mich. 😉

      Es scheint uns irgendwie zur Gewohnheit geworden sein, Regeln aufzustellen und uns zu erzählen, dass sie uns frei machen – während wir uns eigentlich damit einschränken.

      Es gibt noch sooo viel zu durchschauen. 😉

      Liebe Grüße
      Michaela

  • Hallo Michaela!
    Großartig, wie du wieder einmal sehr anschaulich (unschuldige) Missverständnisse im Hinblick auf die 3 Prinzipien aufgeklärt hast. Danke!

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