Wäre ich bloß im Bett geblieben...
Es ist noch nicht mal 6 Uhr morgens und vor gar nicht langer Zeit hätte ich den Tag schon abgehakt.
Komplett.
Ihn als einen dieser wäre-ich-bloß-im-Bett-geblieben Tage abgestempelt.
Und mich am liebsten direkt wieder ins Bett gepackt.
Was war passiert?
Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber das Leben mit Katzen hat nicht nur Sonnenseiten.
Zuerst ging ich ins Wohnzimmer um zu schauen, ob Flocke (unsere „drinnen-Katze“) rein möchte. Bevor ich überhaupt zur Terrassentür schauen kann, fällt mein Blick auf die Hinterlassenschaften auf Boden und Teppich. (die ich in der Nacht übersehen hatte, als ich sie raus ließ…)
Also räume ich alles weg und mache sauber.
Während ich alles direkt auf die Diele zum Mülleimer bringen möchte, sehe ich dort eine „Beute“ von Tiger (der „draußen-Katze“) liegen. Auch sie wird weggeräumt.
Dabei zeigt sich, dass noch ein Geschenk auf der Diele liegt, das ebenfalls weggeräumt wird. Allerdings übersehe ich Reste einer weiteren Beute, die ich dann mit den Schuhen auf die Fußmatte ins Haus trage… und die Fußmatte ebenfalls sauber mache, nachdem alles entsorgt ist.
Im Prinzip nichts Außergewöhnliches oder Besonderes.
Zumindest, wenn man Katzen hat.
Aber so geballt hätte es mir gereicht, um mir den Tag zu versauen.
Zumindest hätte es sich für mich so angefühlt, als ich noch nicht wusste, dass ich mir den Tag nur selbst versauen kann.
Es ist schon fast peinlich und mir auch etwas unangenehm, das zu schreiben, aber
früher hätte ich das persönlich genommen.
Jeden einzelnen Teil davon.
Hätte mich gefragt, warum immer ich das sauber machen muss. Warum Flocke das nicht draußen hinterlassen hat. Warum die Geschenke nicht einfach verspeist wurden. Was ich verbrochen habe, dass der Tag schon so anfängt. Hätte mir alte Geschichten rausgekramt, in denen es ähnlich war.
Ich hätte es so empfunden, als wenn all das etwas mit mir zu tun gehabt hätte.
Hätte es persönlich genommen.
Als hätte sich die Welt gegen mich verschworen.
Hätte mich als Opfer gefühlt. Der Katzen. Des Universums.
… und mir fürchterlich leidgetan.
Es hätte mich den ganzen Tag „verfolgt“.
Mindestens. Vielleicht auch länger.
Ich hätte immer wieder daran gedacht und es damit selbst „aufgewärmt“.
Und mich natürlich auch immer wieder mies gefühlt.
Wenn ich das jetzt lese, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder mit dem Kopf schütteln soll. Vielleicht auch beides.
Aber für mich war das real.
In meiner Welt war das so.
Und da konnte ich auch nicht anders, als mich so zu fühlen.
Und wie ist es heute?
Ja, das war kein so schöner Start in den Tag und es gibt Dinge, die ich deutlich lieber mache. Aber es war auch kein großes Ding. Es war das, was „dran war“ und wurde gemacht. Prinzipiell war es auch egal, wer es erledigt.
Es ist nicht mehr persönlich.
Es ist, was es ist.
Der Lauf der Dinge.
Wie das Zusammenleben mit Katzen nun mal sein kann.
Ich habe nicht mehr die Vorstellung, dass etwas daran falsch ist oder anders sein sollte.
Und vor allem sagt es nichts darüber aus, wie der Tag werden wird.
Hey, es ist noch nicht mal 6 Uhr morgens! Es können noch so viele schöne Dinge geschehen.
Während ich das schreibe, wird mir bewusst, dass ich die Sache 10 Minuten später beim Kaffeetrinken schon fast vergessen hatte.
Wow.
Was für eine Veränderung.
Wie viel „Platz“ mir jetzt bleibt, der vorher mit negativen Gedanken gefüllt gewesen wäre.
Raum für andere Gedanken.
Schönere Gedanken.
Erinnert dich diese Geschichte an eine Situation in deinem Leben?
Wenn du dich „ertappt“ fühlst, dann ist das okay.
Es ist sogar eher gut als nur okay.
Denn wenn du es für dich erkannt hast, es dir bewusst geworden ist, dann hast du es durchschaut. Beim nächsten Mal wirst du dich vielleicht nicht mehr als Opfer fühlen. Und wenn doch, dann fühlt es sich vielleicht nicht mehr ganz so real an.
Schreib deine Erkenntnisse gerne in den Kommentar.
Oh, das war aber schon eine ziemliche Herausforderung
für einen (fast frühherbstlichen) Morgen um 6 Uhr früh…(!)
Liebe Michaela, es ist sehr anschaulich, wie du deinen
Umgang damit (früher und heute) beschreibst.
An dieser Stelle möchte ich einmal meine absolute Achtung vor deinem Hintergrund mit einer solch soliden Menge an
hervorragender Ausbildung kund tun!
Schon die erste Coaching-Schnupperstunde mit dir vor einer Woche hat in mir eine nachhaltig spürbare Wirkung ausgelöst.
Das finde ich – im Therapie- und Beratungsbereich nicht ganz unerfahren – schon ganz schön beachtlich.
Und ich genieße diese lebendige Wirkung in mir sehr.
Schaue immer wieder neu erstaunt und beglückt, was sich von diesem, einen Punkt aus entfaltet und in mir ausbreitet.
Das ist soo schön. DANKE!
Jetzt habe ich eben, und deshalb schreibe ich das auch jetzt gleich hier – quasi zufällig – deinen so umfangreichen Fundus an solider Ausbildung für die Arbeit mit Menschen entdeckt. Basis für dein COACHING.
Ist versteckt in „über mich“ und erst nach Anklicken zu lesen(!)
Es war mir ein Herzensbedürfnis dies hier zu schreiben.
Hannelore
Liebe Hannelore,
herzlichen Dank für deine lieben Worte.
Ich freue mich immer noch darüber, was dir in der Schnupperstunde bewusst wurde und bin gespannt, was sich daraus entwickelt.
Alleine schon zu lesen, dass du dich lebendiger fühlst, ist wunderschön. Genieß es einfach.
In den letzten Jahren habe ich einige Aus- und Fortbildungen gemacht, die sich jetzt scheinbar zu einem Puzzle zusammensetzen. Es fühlt sich jedenfalls rund an. Was nicht heißt, dass es nichts mehr zu entdecken gibt. Da gibt es kein Ende. 😉
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
auch ich besitze Katzen und kenne die Geschenke, die mir immer wieder gemacht werden. Ja, ich musste echt schmunzeln, denn Ähnliches ist auch mir passiert.
Und auch ich, freue mich darüber, dass ich es heute nicht mehr persönlich nehme. Danke Dir für diesen Beitrag!
I
ch wünsche Dir eine gute und erholsame Urlaubs-Zeit und bin gespannt auf die von dir angekündigten emails.
Herzliche Grüße – Ulrike
Liebe Ulrike,
Katzen haben eben eine andere Vorstellung von „schönen Geschenken“. 😉
Was für eine Erleichterung, es nicht mehr persönlich zu nehmen, oder?!
Danke für deine Urlaubswünsche.
Vielleicht scheint ja sogar ein paar Tage die Sonne – wir werden sehen.
Liebe Grüße
Michaela