Wie erschrecken wir uns eigentlich?

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin generell schon schreckhaft und erschrecke mich „gerne“.

Und neulich fiel mir auf, dass erschrecken super erklärt, wie die Drei Prinzipien „funktionieren“. Bzw. es zeigt die Drei Prinzipien in Aktion.

Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie erschrecken funktioniert?

Bzw. warum wir uns überhaupt erschrecken?
Ich kann mich nicht erinnern, darüber schon mal nachgedacht zu haben.

Auch, wenn ich mich relativ oft erschrecke. Vielleicht auch, gerade weil ich so schreckhaft bin?
Keine Ahnung. Aber das ist ja auch gar nicht wichtig.

Wenn du jetzt zum ersten Mal darüber nachdenkst, was in dir los ist, wenn du dich erschreckst, was fällt dir dann auf?
Welche Erklärung hast du dafür?

Gib dir einen Moment und lies erst dann weiter.

Bei Wikipedia steht bei Schreck (erschrecken wird nicht extra erwähnt) unter anderem:

Mit Schreck bezeichnet man die Reaktion eines Organismus auf einen überraschend wahrgenommen, potenziell bedrohlichen Reiz. Die Schreckreaktion beinhaltet verschiedene psychologische und physiologische Prozesse, die allesamt der Abwehr der Bedrohung beziehungsweise der Minimierung abträglicher Folgen dienen.

Aber warum reagiert der Organismus so?

Wie kommt es überhaupt zu dieser Reaktion?
Was löst den Reiz aus?

Ein Gedanke.

Ein Gedanke "verursacht" das Erschrecken.

Wenn ich nichts denken würde, würde ich mich nicht erschrecken.

Ich erinnere mich daran, dass ich mich während der Klopf-Kongress Interviews immer mal wieder erschreckt habe: oh shit… du hast vergessen, das Gespräch aufzuzeichnen.

Ich merkte, wie mein Körper zusammenzuckte.
Dann schaute ich auf die Stelle auf dem Bildschirm, wo man den roten Kreis für die Aufzeichnung sieht – oder nicht – und war erleichtert, dass es rot blinkte. Meist kam danach automatisch ein tiefer Atemzug.
Die Anspannung war fast so schnell wieder weg, wie sie gekommen war und ich konnte mich wieder auf das Interview konzentrieren.

Ohne den Gedanken als „wahr“ in Betracht zu ziehen, hätte ich mich gar nicht erschrecken können.

Die Reaktion auf den Gedanken geschieht so schnell, dass wir den Gedanken oft gar nicht bewusst mitbekommen oder greifen können.

Das ist auch sinnvoll, weil hinter dem Schreck ein Schutzreflex steckt.

Wenn ich über die Straße gehe und plötzlich ein Auto um die Kurve auf mich zugefahren kommt, dann soll ich nicht erst lange überlegen, sondern direkt aus dem Weg springen.
Wenn ich das nicht tue, dann gibt es vielleicht nichts mehr zu überlegen, weil ich die Situation nicht überlebe...
Bewusstes Denken dauert in solchen Momenten zu lange.

Darum sind die Körperreaktionen, die wir wahrnehmen, wenn wir uns erschrecken, auch so wichtig.

Wobei ich es eigentlich nicht sonderlich toll finde, mich zu erschrecken.
Aber in den allermeisten Fällen, in denen ich mich erschreckt habe, war auch keine wirkliche Gefahr da.

Hier habe ich gedacht, ich hätte das Gespräch nicht aufgezeichnet. Das wäre zwar blöd gewesen, aber kein Drama und überhaupt nicht gefährlich.

Wenn ich einen Gartenschlauch mit einer Schlange „verwechsle“, dann ist es hier in Deutschland auch nicht gefährlich – selbst, wenn es wirklich eine Schlange wäre.

Oder wenn ich einen dunklen Fleck an der Zimmerdecke sehe, den ich im ersten Moment für eine riesige Spinne halte, der sich dann aber doch als Schatten rausstellt…
Wenn ich Spinnen generell nicht mag, eklig finde oder Angst davor habe, werde ich auf den „Spinnenfleck“ an der Decke stärker reagieren, als wenn mir eine Spinne nichts ausmacht.
Aber eine echte Gefahr wäre eine Spinne in unseren Gefilden auch nicht.

Für mich ist Erschrecken wie eine Zeitmaschine ins Hier und Jetzt.

Egal, was ich gerade gemacht habe und wo ich mit meinen Gedanken war… so ein Schreckmoment holt mich ins Hier und Jetzt.
Blitzschnell.
Ohne, dass ich etwas dafür tun muss.
Es geschieht automagisch.

Oft ist der Schreckmoment für mich auch wie eine Adrenalinspritze.

Meist ist es wirklich nur ein kurzer Augenblick, aber manchmal habe ich auch länger etwas davon.

Ich weiß noch, wie mein Bruder mich vor vielen Jahren mal erschreckt hat.
Wobei das so natürlich gar nicht stimmt. 

Niemand außer mir kann mich erschrecken.

Es sind immer meine Gedanken, die den Schreck auslösen.
Wenn man weiß, wie „erschrecken“ funktioniert, dann ist es ganz klar.

Jedenfalls war ich an einem Samstagabend alleine zu Hause (wohnte damals noch mit meinen Eltern zusammen), saß im Wohnzimmer vor der Musikanlage, die voll aufgedreht war und sang nach Leibeskräften mit. (wie gut, dass wir viel Abstand zu den Nachbarn haben).

Und plötzlich griff mir jemand von hinten auf die Schulter…

Ich kann mich nicht daran erinnern, mich jemals mehr erschreckt zu haben. Nicht mal, als ich mit dem Auto unterwegs war, die Straßen plötzlich spiegelglatt wurden und das Auto nicht mehr reagierte.

Dazu muss ich vielleicht noch erwähnen, dass die Haustür damals bei uns nicht abgeschlossen war und wir keine Klingel hatten.
Man klopfte.
Oder kam einfach so rein.

Ich habe aber weder das Klopfen noch das Rufen meines Bruders oder meiner Schwägerin gehört. Ich war vertieft in die Musik und saß mit dem Rücken zur Tür.

Der Schreck fuhr mir dermaßen in die Glieder, dass ich auch noch 15 Minuten später am ganzen Körper gezittert habe.

Das hätte natürlich auch eine echte Gefahr sein können.

Und obwohl mir sofort klar war, dass es keine echte Gefahr war, hat mein Körper die volle Dröhnung an Hormoncocktail losgeschickt und mich ideal für Flucht oder Kampf vorbereitet.

Da ich aber eher erstarrt war und mich nicht bewegt habe (kein Kampf, keine Flucht), brauchte mein Körper ziemlich lange, um die ganzen Hormone, wie z.B. Adrenalin und Cortisol zu verarbeiten.
Um den Abbau zu beschleunigen, hat er gezittert.

Wenn du dich also mal erschreckst und danach anfängt zu zittern, dann kannst du das Zittern als etwas Positives sehen. 

Damit hilft dir dein Körper, die ganzen Stresshormone schneller „abzuschütteln“.

Du kennst diese Reaktion vielleicht aus Tierfilmen, wenn z.B. eine Gazelle gejagt und dann doch nicht gefangen und gefressen wurde, dass sie danach anfängt zu zittern.

In dem Moment war mir kein Gedanke bewusst und ich kann mich auch jetzt an keinen erinnern, aber ich muss etwas gedacht haben, denn sonst hätte mein Körper so nicht reagiert.

Es ist gut möglich, dass ich etwas wie „es ist ein Einbrecher im Haus“ gedacht habe. (wobei der vermutlich eher schreiend weggelaufen wäre…)

Wo auch immer ich mit meinen Gedanken war, bevor mein Bruder mir auf die Schulter tippte… ich war augenblicklich im Hier und Jetzt.

Das macht auch noch mal wieder deutlich, dass Gedanken ständig kommen und gehen.

Auch der (mögliche) Einbrecher-Gedanke war schnell wieder futsch, als ich meinen Bruder und meine Schwägerin gesehen habe.
Ohne, dass ich etwas dafür tun musste.
Ich konnte ihn in dem Moment loslassen, als ich erkannte, dass er nicht wahr ist.
Dass es kein Einbrecher oder sonstiger Butzemann ist.
Wobei das Loslassen automagisch geschah.
Ich musste nichts dafür tun.

Geist (Mind, die Quelle, Essenz,..) sorgt für den ständigen Gedankenstrom und lebt uns.
Die Gedanken, die ich persönlich nehme, erschaffen meine Realität.
Ohne Bewusstsein könnte ich die Gedanken nicht wahrnehmen.

Hast du erkannt, wie wir uns erschrecken? Und wie es wunderbar die Drei Prinzipien erklärt? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

  • Liebe Michaela,

    erst mal Danke für die vielen interessanten und hilfreichen Blog-Artikel! Ich hatte mir schon so oft vorgenommen zu kommentieren, es aber dann irgendwie doch nicht getan…

    Das Thema „Erschrecken“ sprach mich sofort an, ich hasse es mich zu erschrecken, das Gefühl ist einfach so eklig.
    Leider bin ich auch ziemlich schreckhaft.

    Ich habe das Ganze tatsächlich noch nie aus der Perspektive der 3P betrachtet, wahrscheinlich weil ich darin immer eine rein körperliche bzw. „ursprüngliche“ (mir fällt grade der richtige Begriff nicht ein..) Reaktion gesehen habe, etwas woran man nichts ändern kann, auch nicht durch Hinterfragen oder Umdenken, es passiert eben einfach. (Wobei das ja genau der Punkt ist der das Prinzip der 3P verdeutlicht.)

    Wie wäre Erschrecken ohne meine zusätzlichen Gedanken dass ich mich darüber ärgere mich so leicht zu erschrecken oder das mein Körper jetzt aus der Ruhe gebracht wurde?

    Es würde einfach passieren (vielleicht sogar seltener und in abgeschwächterer Form, weil der Grunderregungszustand des Organismus niedriger wäre), und wieder vorbei gehen.

    Wahrscheinlich ist da sogar so eine permanente unterschwellige Angst sich zu erschrecken, man ist ständig auf der Hut, und somit immer schon leicht aufgeregt.

    Leider passiert auch das Ärgern über die Tatsache dass ich mich grade wieder erschrocken habe total automatisch, da ist sofort diese Beurteilung und Abwehr.

    Vielleicht sollte man auch das einfach geschehen lassen (muss man ja so wie so..) und immer mehr in die Beobachter Position kommen („..jetzt rege ich mich wieder auf das ich mich aufrege.. das kennen wir schon, das geht vorbei..“)…

    Das klingt jedenfalls logisch, aber bei mir kommen auch sofort wieder Einwände wie „Ja toll, und was ändert sich dadurch? Vielleicht wirst du dich bis an dein Lebensende genau so oft erschrecken wie bisher.. du willst es also einfach geschehen lassen, tolle Strategie..!“ 😉

    Ganz lieben Gruß,
    Nadine

    • Liebe Nadine,
      danke, dass du einen Kommentar geschrieben hast.

      Ich selbst bin auch schreckhaft. Zumindest mein Mann hat Freude daran. 🙄😉
      Ich weiß (glaube ich), was du meinst – finde aber selbst auch gerade nicht das passende Wort. Es hat auch was mit „Überleben“ zu tun.

      Wie wäre Erschrecken ohne meine zusätzlichen Gedanken dass ich mich darüber ärgere mich so leicht zu erschrecken oder das mein Körper jetzt aus der Ruhe gebracht wurde? Dann wäre es „nur“ eine Körperreaktion.
      Wie niesen oder ein Schluckauf. Vielleicht lästig, aber man macht sich keinen Kopf drum.

      Jeder von uns hat seine „Gewohnheitsgedanken“. Aber auch die können sich ändern. Und zwar ohne, dass wir etwas „tun“ müssen. Zumindest nicht mehr, als sie zu erkennen, wenn wir sie haben. Wenn dir beim (bzw. nach dem) nächsten erschrecken auffällt, dass du dich ärgerst, dann „reicht“ das schon. Zu wissen, dass du den Ärger durch Gedanken selbst erschaffst. Und dass du das nicht musst, wenn du nicht möchtest.
      „Einfach“ feststellen. Ohne es zu bewerten.

      Eher im Gegenteil – zu wissen, dass das Erkennen an sich schon eine Veränderung ist.

      Das gilt auch für die bewertenden Gedanken, die danach kommen könnten. (na toll… was ändert sich dadurch?). Das sind auch „nur“ Gedanken und das in der Situation zu sehen, reicht.
      Ohne, dadurch eine Veränderung zu erwarten oder damit erzwingen zu wollen. (ich erkenne das jetzt und dann hat sich das gefälligst sofort zu verändern… – nope, das klappt nicht.)

      Wenn man nicht in der Situation ist, dann klingt es vielleicht nach einem Konzept oder einer Strategie.
      In der Situation selbst macht es einen Unterschied.

      Ich hatte das gestern mit einer Körperreaktion, die ich nicht sonderlich mag. Mir war direkt klar, womit sie zusammenhängt (ein Anruf und die Gedanken, die ich mir darüber gemacht habe).
      In dem Moment, als ich gesehen habe, wie schnell mein Körper auf meine Gedanken reagiert, war ich total beeindruckt und habe über ihn gestaunt. (und die Reaktion ist ja auch messbar… z.B. über Blutdruck oder Puls… schon krass, dass das alles „nur“ von einem Gedanken kommt…)
      Diese Erkenntnis – wow… das ist die direkte Reaktion meines Körpers auf den Gedanken 😮 – hat gereicht. Das Körpergefühl schwächte sich schnell ab und verschwand dann wieder. Ohne, dass ich etwas tun musste.
      Und in der Situation war es auch kein Konzept, à la „du musst nur erkennen, dass es ein Gedanke ist“. Es war spürbar. Und der Gedanke ist mir bewusst geworden, ohne dass ich mich mit Zetteln oder ähnlichem daran erinnern musste, etwas erkennen zu „müssen“ oder können.

      Ist das verständlich?

      Liebe Grüße
      Michaela

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