Was mache ich bloß?

Wie entscheide ich mich?

Irgendwie war mir klar: Du solltest zum Arzt gehen.
Aber ich wollte nicht.
Nicht zu diesem.
Und doch schien ich keine Wahl zu haben.
Entweder ich gehe zu diesem Arzt oder ich lasse es.

Ja, wir haben in Deutschland eine freie Arztwahl.
Theoretisch.
Wenn es in der Umgebung allerdings nur wenige (Fach)Ärzte gibt und die allermeisten keine neuen Patienten mehr annehmen, dann fühlt es sich nicht nach einer Wahl an.

Es war ein inneres Tauziehen.
Oder "Engelchen" und Teufelchen".
Eine Sorte Gedanken (A) sagte: geh hin
Die andere Sorte (B) sagte: aber nicht dahin


Und jede Gedankenfamilie hatte Begründungen, warum sie „Recht“ hat.

Die Symptome sprachen ganz klar für Richtung A und fütterten sie.

Aber die andere Sorte nahm mich immer wieder mit in die Vergangenheit.
 
An den ersten Besuch in der Praxis.
Den Fragebogen, der ausgefüllt werden musste.
Die Krankengeschichte der Familienmitglieder.
Den besorgten Blick des Arztes darüber.
Den Fragen, die folgten …
Den Rückfragen zu meinen Antworten.
Dem „mich nicht ernst genommen fühlen“.
Dazu, dass ich die Entstehung von Krankheiten total anders sehe als er und es für mich nicht viel aussagt, wer in der Familie welche Diagnose bekommen hat.

Dann wurden die Gedanken A wieder stärker.
Besonders in Situationen, in denen die Symptome in den Vordergrund traten.

Sorte B nahm mich dann mit in die Zukunft.

Erzählte mir Geschichten darüber, wie ein Besuch in der Praxis ablaufen würde.
Was der Arzt sagen würde.
Wie ich mich fühlen würde.
Dass er - mit einem Blick auf die Familienkrankengeschichte - in den Panikmodus verfallen und das Schlimmste vermuten würde.

Man … war das anstrengend.

Dabei war „eigentlich“ klar, was dran war.
Und „normalerweise“ kann man es super am Gefühl erkennen.

In diesem Fall war es so, dass sich beide Varianten nicht gut anfühlten.

„Das ist richtig“ wurde super schnell von den anderen Gedanken - und somit Gefühlen - überrollt.
So schnell, dass sich beides falsch anfühlte.

Mir kam es vor, als hätte ich die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Als gäbe es keine richtige Entscheidung. (was ein deutliches Zeichen dafür ist, „im Kopf“ zu sein)

Ich war genervt.
Von mir.
Von meinem Körper.
Von der Situation.
Vom Gesundheitssystem.
Vom Ärztemangel.
Von der Reaktion dieses Arztes „damals“.

Das innere Tauziehen ging noch eine Weile weiter.

Dann „legte ich das Tau hin“.
Mir wurde bewusst, dass ich mich nicht entscheiden kann.
Und dass das auch eine Entscheidung ist. 💡

Dass ich mich nicht mehr mit diesen Gedanken beschäftigen und eine Antwort finden muss.

Es dauerte gar nicht so lange 😉 bis mir klar wurde, dass ich einen Termin buche.
Mit einem gewissen Widerwillen, aber dennoch war es klar.

Die Klarheit kam (durch), als ich mich nicht mehr bewusst damit beschäftigt habe und der Kopf frei wurde.

Vor dem Termin waren jede Menge „Sorte B“ Gedanken da, die sich echt angestrengt haben, um mich umzustimmen.
Erfolglos.

Die große Überraschung gab es in der Praxis.
Vor mir saß ein „neuer Mensch“.
Von Unfreundlichkeit und Drama nichts zu sehen.
Der Arzt hörte zu, war sachlich, freundlich und sogar lustig.
Wie ausgewechselt.

Wäre ich nicht so verblüfft gewesen, hätte ich sicher angefangen, laut loszulachen.
Das habe ich später nachgeholt.

Was für ein Theater.
Was für ein Drama.

Und nicht da, wo ich es „gesucht“ und gesehen habe - beim Arzt - sondern bei mir.
Hinterher konnte ich drüber lachen.
Als mir bewusst wurde, was da los war.

Nimm dir einen Moment und reflektiere:
Hast du auch ein inneres Tauziehen?
Oder ein Ping-Pong-Spiel, bei dem die Gedanken immer hin und her gehen, bis du irgendwann gar nicht mehr klar sehen kannst?

Wie wäre es, wenn du es aufgibst?
Das Tau oder den Schläger hinlegst.
Dir zugestehst, dich jetzt nicht entscheiden zu können.

Das „Witzige“ ist, dass wir uns oft damit stressen, dass wir weitergrübeln MÜSSEN, weil eine Entscheidung her MUSS … und wir sie dann doch nicht treffen … 🥴

Das Ergebnis ist also das gleiche: keine Entscheidung
Unabhängig davon, ob wir grübeln oder nicht.

Wenn wir das klar sehen können, dann fällt es uns meist auch leichter, uns und unseren Gedanken eine Grübelpause zu gönnen.

Hier kannst du dir ein Reflexions-Arbeitsblatt herunterladen (der Download startet automatisch)

Kennst du solche Situationen auch?
Wie kommst du zu einer Entscheidung?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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