Psoriasis - mehr als nur ein Hautproblem
Ein Sommertag. Du bist am See oder im Freibad, überall lachen Menschen, Kinder spielen, und das Wasser glitzert in der Sonne.
Während du ins Wasser gehen willst, fällt dein Blick fällt auf jemanden, der auf seinem Handtuch in der Sonne liegt und liest.
Seine schuppige und teilweise eingerissene Haut springt dir ins sofort ins Auge. An den Ellbogen und Knien sind große silbrige Flecken.
Du merkst, dass du länger hinschaust, als du wolltest.
Gedanken huschen durch deinen Kopf: „Oh, das sieht aber schlimm aus. Ist das ansteckend? Warum kommt man mit sowas ins Schwimmbad? Der sollte wirklich mal zu einem Spezialisten gehen. Vielleicht hilft ihm auch ein besseres Duschgel. Warum kümmert der sich nicht besser um seine Haut?“
Du kannst die Gedanken gar nicht beeinflussen.
Sie sind „einfach da“ und manche sind dir auch peinlich. Wobei - da ist doch auch was dran, oder?
Da fällt dir deine Bekannte Silke ein, die dir erzählt hat, dass sie unter Schuppenflechte leidet. Insgeheim findest du, dass sie das zu viel stark aufbauscht.
Ja, sie hat ein Problem mit ihrer Haut - wie viele andere Menschen auch. Das ist doch nichts Ernstes …
Vielleicht hast du dich in dieser Beschreibung erkannt.
Aus der Perspektive der Person mit Schuppenflechte sieht die Sache ganz anders aus.
Jetzt schlüpf einmal in die Haut dieser Person.
Nein, wirklich – stell dir vor, du bist diejenige oder derjenige.
Dich überhaupt ins Schwimmbad zu trauen, war ein riesiger Schritt. Ins Wasser würdest du gar nicht gehen - aus Angst, die anderen könnten schreiend weglaufen.
Dir ist bewusst, dass du angestarrt wirst, denn du spürst die Blicke auf deiner lädierten Haut.
Du hörst fast schon die Gedanken, die Fragen, die sich die anderen Schwimmbadbesucher stellen. Du hast keine Lust auf „blöde Kommentare“ und vielleicht gut gemeinte Tipps - nichts, was du nicht schon ausprobiert hättest.
Eigentlich möchtest du „nur ein ganz normales Leben“, entspannt in der Sonne liegen und lesen.
Aber wann warst du das letzte Mal entspannt? Du kannst dich gar nicht mehr dran erinnern.
Der Weg hierher war eine echte Herausforderung. Schon beim Eincremen zu Hause hat die Haut gespannt und gebrannt, daran hat auch die teure Spezialsonnencreme nichts geändert.
Beim Anziehen der Badeklamotten kam dir die Frage in den Sinn: „Kann ich das wirklich machen? Mich so zeigen? Das ist doch peinlich. Hoffentlich quatscht mich niemand an.“
Als Außenstehende hören wir: Schuppenflechte / Psoriasis und denken: Das ist ein Hautproblem.

Doch was wir von außen sehen, ist nur die Oberfläche
– im wahrsten Sinne des Wortes.
Was für uns oft unsichtbar bleibt, sind die stillen Kämpfe, die viele Menschen mit Schuppenflechte jeden Tag führen.
Für den Betroffenen ist Psoriasis oft nicht nur ein Hautproblem, sondern ein täglicher Begleiter, der sich auch aufs Selbstvertrauen und die Lebensqualität auswirkt.
Es beginnt schon beim morgendlichen Blick in den Spiegel, wenn die roten Flecken oder schuppigen Stellen das eigene Bild überlagern.
Gedanken wie: „Was denken die Leute über mich?“
„Wie peinlich, wenn sie meine Schuppen sehen“ oder „Werde ich mich wieder kratzen müssen?“ drängen sich in den Vordergrund.
Wobei man eigentlich gar nicht genau sagen kann, wann es anfängt, weil es weder Anfang noch Ende gibt, da sie meist in einer Art Kreislauf gefangen sind.
Oft wird es zu einem Kampf gegen den eigenen Körper.
Ein Kampf gegen die Blicke.
Ein Kampf gegen die eigene Scham.
Man möchte einfach unsichtbar sein - hinterlässt aber überall Spuren: Schuppen auf dem Bürostuhl oder Blutflecken auf der Kleidung.
Was von anderen als „Hautproblem“ angesehen wird, kann diese körperlichen Auswirkungen haben:
Silbrig-weiße, schuppige Plaques: Die typischen Stellen befinden sich häufig an Ellbogen, Knien, der Kopfhaut, den Ohren oder am Rücken - meist auf geröteter Haut. Oft schmerzen und jucken sie.
Starker Juckreiz und Brennen: Der Juckreiz begleitet die Betroffenen durch Tag und Nacht und sorgt immer wieder dafür, dass sie sich blutig kratzen.
Schlafmangel: Der starke Juckreiz führt oft dazu, dass die Betroffenen nachts davon aufwachen. Manchmal weckt sie auch Schmerz, wenn sie sich blutig gekratzt haben.
Trockene, rissige Haut: Besonders bei Bewegung reißt die Haut ein, was zu Blutungen führen kann und ziemlich weh tut.
Gewichtszunahme: Als Folge der Schmerzen bei Bewegung (durch das Einreißen der Haut) wird oft auf Sport verzichtet, was zu Übergewicht führen kann. Und noch mehr Scham und Zweifel an sich selbst und seinem Körper.
Nagelveränderungen: Viele Betroffene erleben kleine Dellen (Tüpfelnägel) oder gelblich-braune Verfärbungen (Ölnägel), die das Gefühl verstärken, „nicht normal“ zu sein.
Pustelbildung (Psoriasis pustulosa): Bei bestimmten Formen bilden sich zusätzlich kleine, schmerzhafte und mit Eiter gefüllte Bläschen.
Gelenkschmerzen (Psoriasis-Arthritis): Einige Betroffene haben entzündete, schmerzende und steife Gelenke, besonders morgens nach dem Aufstehen.
Die Schuppenflechte zieht sich durch den Alltag: Ständig juckt oder schmerzt es irgendwo, man ist dauermüde und die Gedanken kreisen darum, bloß nicht (zu doll) aufzufallen und zu verhindern, dass man „Spuren“ hinterlässt.
Selbst einfache Dinge wie das Tragen dunkler Klamotten werden zu einer Herausforderung, weil die Schuppen ständig rieseln und darauf deutlich sichtbar sind. Wie peinlich!
Die Scham kriecht wie ein unsichtbarer Schatten mit durch den Tag.
Scham - was ist das eigentlich?
Hast du dich schon mal gefragt, wie Scham entsteht oder woraus sie besteht?
Scham ist nicht einfach da – sie wird von etwas ausgelöst: von bestimmten Gedanken über uns und unser Erscheinungsbild, die wir glauben.
Ein Blick, ein Kommentar oder sogar das eigene Spiegelbild reicht oft aus, um den inneren Kritiker aufzuwecken:
- „Ich bin nicht normal.“
- „Andere finden mich abstoßend.“
- „Die Schuppen, die ich überall verliere, sind eklig.“
- „Mein Körper ist eine Fehlkonstruktion.“
Wir denken, die Scham kommt von den Schuppen, die wir verlieren.
Aber das stimmt nicht.
Sie kommt nicht von den Schuppen – sie kommt von den Gedanken, die wir über die Schuppen haben. (Das ist eklig, was denken die anderen, …)
Und genau diese Gedanken sind wie ein Film, der immer wieder abgespielt wird.
Jedes Mal, wenn wir ihn ansehen, zieht er dieselbe emotionale Reaktion nach sich: Scham. Rückzug. Das Gefühl, weniger wert zu sein.
Aber was wäre, wenn dieser Film nicht die Wahrheit zeigt?
Wenn die Gedanken, die uns so sehr verletzen, nur vorübergehende Bilder in unserem Kopf sind? Gedanken, die kommen und gehen dürfen, ohne dass wir sie „ins Positive drehen“ müssen?
Der Schlüssel liegt nicht darin, diese Gedanken loswerden oder krampfhaft durch bessere ersetzen zu müssen.
Es reicht, sie zu erkennen – und zu verstehen, dass sie uns nicht definieren.
Sie machen uns nicht aus.
Der Moment, in dem wir bewusst wahrnehmen, dass Scham nicht von außen kommt, sondern aus den Geschichten, die wir uns selbst erzählen, ist befreiend.
Er bringt uns wieder in unsere Kraft zurück. Es ist der Schritt aus der Opferrolle in die Freiheit.
Ist uns das nicht bewusst, führt die Angst vor Blicken und Reaktionen oft zu einem Rückzug.
Ein Teufelskreis entsteht.
Warum?
Schauen wir uns mal die bio-logische Sicht zur Entstehung von Schuppenflechte anhand von zwei Beispielen an.
Lisa und ihre beste Freundin
Lisa und ihre beste Freundin Anna waren unzertrennlich. Doch dann zog Anna beruflich bedingt - ohne Vorwarnung - in eine andere Stadt.
Lisa fühlte sich verlassen, einsam und zurückgelassen.
Immer wieder kreisten ihre Gedanken darum: „Warum hat sie mir das nicht früher gesagt? War ich ihr überhaupt wichtig?“
Die innere Unruhe ließ sie nachts nicht schlafen, und bald spiegelte sich der emotionale Schmerz auch auf ihrer Haut wider.
An den Ellbogen und Knien wurde sie trocken, rau und schuppig. Die Stellen fühlten sich seltsam kühl an – als wäre ihre Haut ebenso erstarrt wie ihr Inneres.
Bei einem Yoga-Kurs einige Zeit später lernte Lisa Leni kennen, und schon nach dem ersten gemeinsamen Kaffee spürte sie: Da ist wieder Leichtigkeit.
Die regelmäßigen Treffen halfen ihr, die Lücke, die Anna hinterlassen hatte, zu füllen. Und mit jedem Lachen wurde die Last auf ihrem Herzen kleiner.
Plötzlich reagierte auch ihr Körper.
Die Haut wurde rot, juckte und schuppte stärker als zuvor – als würde sie alten Ballast abwerfen. Es war unangenehm, aber diesmal verstand Lisa, dass ihr Körper dabei war, sich zu befreien. „Vielleicht weiß mein Körper genau, was er tut“, dachte sie und ließ das Jucken da sein, ohne zu kratzen.
Nach einigen Wochen beruhigte sich ihre Haut. Die Rötungen verblassten, die Schuppen verschwanden, und Lisa fühlte sich innerlich wie äußerlich befreit.
Der Schmerz über den Verlust war geheilt – und damit auch die Symptome.
Lisas Schuppenflechte war eine Reaktion ihres Körpers auf den emotionalen Trennungsschock. Nachdem der Schock aufgelöst ist, können die Symptome gehen.
Es hätte auch so ausgehen können:
Lisa und ihre beste Freundin Anna waren unzertrennlich. Doch dann zog Anna beruflich bedingt ohne Vorwarnung in eine andere Stadt.
Lisa fühlte sich verlassen, einsam und zurückgelassen.
Immer wieder kreisten ihre Gedanken darum: „Warum hat sie mir das nicht früher gesagt? War ich ihr überhaupt wichtig?“
Die innere Unruhe ließ sie nachts nicht schlafen, und bald spiegelte sich der emotionale Schmerz auch auf ihrer Haut wider.
An den Ellbogen und Knien wurde sie trocken, rau und schuppig. Die Stellen fühlten sich seltsam kühl an – als wäre ihre Haut ebenso erstarrt wie ihr Inneres.
Bei einem Yoga-Kurs lernte Lisa Leni kennen, und schon nach dem ersten gemeinsamen Kaffee spürte sie: Da ist wieder Leichtigkeit.
Die regelmäßigen Treffen halfen ihr, die Lücke, die Anna hinterlassen hatte, zu füllen. Und mit jedem Lachen wurde die Last auf ihrem Herzen kleiner.
Plötzlich reagierte auch ihr Körper. Die Haut wurde rot, juckte und schuppte stärker als zuvor – als würde sie alten Ballast abwerfen. Es war unangenehm, aber diesmal verstand Lisa, dass ihr Körper dabei war, sich zu befreien. „Vielleicht weiß mein Körper genau, was er tut“, dachte sie und ließ das Jucken da sein, ohne zu kratzen.
Nach einigen Wochen beruhigte sich ihre Haut. Die Rötungen verblassten, die Schuppen verschwanden, und Lisa fühlte sich innerlich wie äußerlich befreit. Sie dachte, sie hätte die Sache hinter sich gelassen – bis sie eines Tages auf Social Media scrollte.
Da war Anna. Und neben ihr ihre neue Freundin. Beide lachten auf dem Selfie um die Wette, prosteten sich zu und schrieben im Kommentar: „Meine beste Freundin.“ Mit Herzchen.
Plötzlich war alles wieder da.
Die Trauer, die Enttäuschung, die Fragen, das Gefühl der Verlassenheit.
Lisa spürte, wie sich der Schmerz in ihr ausbreitete, als wäre er nie weggegangen.
Noch am selben Abend begann die Haut wieder zu reagieren.
An den Ellbogen und Knien wurde sie trocken, rissig und schuppte stärker als zuvor.
Mit der Zeit wurde die Schuppenflechte chronisch.
Bilder, Nachrichten oder Erinnerungen an Anna reichten aus, um die Symptome erneut auszulösen. Lisa fing an, sich vor Rückfällen zu fürchten – bis der Konflikt gelöst war.
Lisas Schuppenflechte war eine natürliche Reaktion ihres Körpers auf den emotionalen Trennungsschock. Da der Konflikt durch Erinnerungen immer wieder aktiviert wurde, kehrten auch die Symptome zurück. Erst das Lösen des Konflikts und das Verstehen des biologischen Sinns – dass die Haut als Schutz dient und Nähe symbolisiert – ermöglichten dauerhafte Heilung.
Lukas und sein Sohn Paul
Lukas hatte sich so sehr auf die Geburt seines Sohnes Paul gefreut. Während der Schwangerschaft stellte er sich vor, wie er Paul aufwachsen sieht, ihn tröstet und als Vater immer da ist.
Doch nach der Geburt fühlt sich alles anders an.
Paul weint oft, wenn Lukas ihn auf den Arm nimmt, während er bei seiner Frau schnell zur Ruhe kommt.
Die Unsicherheit wächst. „Ich bin als Vater nicht genug“, denkt Lukas immer wieder. Die Nächte sind lang, die Gedanken kreisen, und bald reagiert auch sein Körper:
Die Haut an seinen Händen wird trocken und rissig, und an den Handflächen bilden sich kleine, weiße und schmerzhafte Pusteln.
Besonders nach stressigen Abenden, wenn Paul lange weint, verschlimmern sich die Symptome und selbst einfache Handgriffe werden schwierig.
Eines Tages führt seine Frau ein klärendes Gespräch mit ihm.
Sie sagt ihm, dass Babys in den ersten Monaten oft die Nähe zur Mutter suchen, weil sie sich dort sicher fühlen – und nicht, weil der Vater weniger wichtig ist.
Gemeinsam finden sie eine Abendroutine, bei der Lukas Paul sanft in den Schlaf wiegt. Anfangs weint Paul noch, aber nach und nach beruhigt er sich schneller.
Lukas spürt, wie er wieder selbstbewusster wird.
Die Haut reagiert ebenfalls: Sie wird rot und juckt stark – als ob der Körper den alten Ballast abwerfen will. Manchmal ist das Jucken so intensiv, dass es ihn nachts weckt, aber er bleibt ruhig. Er weiß, dass sein Körper auf Heilung eingestellt ist.
Wenige Wochen später sind die Rötungen verschwunden, die Haut ist glatt, und Lukas kann wieder unbeschwert Zeit mit Paul verbringen.
Doch es könnte auch anders kommen:
Eines Wochenendes, nach einem kurzen Besuch bei den erkrankten Großeltern, kehrt Lukas nach Hause zurück.
Paul schreit, und sofort kommt die alte Unsicherheit zurück.
„Er will nicht bei mir sein“, denkt er, und die Gedanken schaukeln sich hoch.
Bald ist die Haut an seinen Händen wieder rissig, und die Salben, die er verwendet, scheinen kaum noch zu helfen.
Immer wenn Paul weint oder Lukas an sich zweifelt, verschlimmern sich die Symptome.
Die Schuppenflechte verläuft in Zyklen: Sie wird kurz besser, dann kommt ein Rückfall, dann wird sie wieder besser, aber es dauert nicht lange, bis die Haut wieder richtig schuppig ist.
Die Angst vor dem nächsten Rückfall wird zu einem zusätzlichen Stressfaktor.
Um den Kreislauf zu durchbrechen, müsste Lukas erkennen, dass Pauls Weinen nichts über seinen Wert als Vater aussagt. Ein Perspektivwechsel könnte der Schlüssel sein – zu weniger Selbstzweifel und damit zu einem Körper, der aus diesem Symptom-Pingpong aussteigt.
Wenn du selbst Schuppenflechte hast, weißt du, wie herausfordernd es sein kann. Dieses 👉Reflexionsblatt lädt dich ein, tiefer zu schauen und die zugrunde liegende Ursache zu verstehen. Vielleicht entdeckst du dabei etwas, das dir bisher nicht bewusst war.
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