Kommunikation - mehr als „nur“ Worte

Dieser Beitrag zeigt, dass Kommunikation weit über Worte hinausgeht – und warum wir oft ganz andere Botschaften senden, als wir glauben. In Teil 2 geht es dann darum, wie unsere eigenen Worte unsere Wahrnehmung und Realität beeinflussen.

Kennst du das? Jemand sagt etwas – aber irgendwie fühlt es sich nicht stimmig an. Vielleicht ist es ein „Ja“, das zögerlich klingt, oder ein „Nein“, das nicht wirklich entschlossen wirkt.

Obwohl die Worte klar sind, bleibt eine Unsicherheit: Was ist hier gerade wirklich gemeint?

Kommunikation ist weit mehr als das, was wir aussprechen.

Das merken wir besonders dann, wenn es zu Missverständnissen kommt. Wenn zwei Menschen scheinbar dasselbe Wort verwenden – und doch völlig unterschiedlich darauf reagieren.
Wie kommt das?

Warum können Worte manchmal so viel oder so wenig bewirken?

Oft denken wir, dass Worte an sich wichtig sind – aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die gleiche Aussage kann völlig unterschiedlich wirken, je nachdem, wie sie gesagt wird.

Vielleicht erinnerst du dich noch, wie sich das früher auf den Fernseher ausgewirkt hat, wenn der Empfang schlecht und das Signal nicht klar war: Das Bild flimmerte, rauschte und wurde begleitet von einem brummenden, rauschenden oder knackenden Ton.

Da war nicht zu übersehen: Das Signal ist gerade schlecht!

Genau so fühlt es sich an, wenn Worte und das, was dahinter liegt, nicht zusammenpassen – unser „Empfang“ wird gestört.

Sydney Banks: Worte sind nur Wegweiser

Sydney Banks ´Satz: „Don’t listen to my words. Listen for a feeling.“ hat mich anfangs völlig irritiert.
Er meinte damit nicht, dass wir einfach nur zwischen den Zeilen lesen sollen oder Körpersprache besser deuten – sondern, dass Worte allein nie das ganze Bild zeigen können.

Wenn wir nur auf Worte fixiert sind, verpassen wir oft das Wesentliche. Denn tief in uns spüren wir Wahrheit, wenn wir ihr begegnen.

Es ist dieses Gefühl von Klarheit, Ruhe, Verbundenheit – das Gefühl, das wir manchmal erleben, wenn wir einem Menschen zuhören, der aus einer tiefen Einsicht heraus spricht.

Syd sprach nicht über Konzepte oder Theorien. Er sprach aus der Präsenz heraus.
Seine Worte transportierten ein Gefühl – das Gefühl hinter allem Leben.

In meiner Arbeit erlebe ich es auch immer wieder: Es geht nicht darum, die „richtigen“ Worte zu finden oder Dinge intellektuell zu verstehen, sondern darum, auf das zu hören, was wir tief in uns bereits wissen. Es neu zu entdecken und ihm zu vertrauen.

Denn alles, was wir suchen – Sicherheit, Gelassenheit, Klarheit – war immer schon da. Nur unsere Gedanken verdecken es manchmal für eine Weile.

Wenn ein Nein nicht immer ein Nein ist

Stell dir vor, du redest mit einem Hund, einer Katze oder einem kleinen Kind. Es passiert etwas, das du eigentlich nicht willst – vielleicht schnappt der Hund nach einem Schuh, die Katze springt auf den Tisch oder das Kind greift nach etwas, das nicht für es gedacht ist.

Du sagst „Nein“, aber es kommt ganz sanft und fast schon beiläufig aus dir heraus, als wäre es dir nicht wirklich wichtig. Dein Tonfall und deine Körpersprache verraten: Es stört dich eigentlich nicht. Dieses „Nein“ bedeutet eher: „Mach ruhig, ist nicht so schlimm.“

Nun eine andere Situation: Ein kleines Kind bewegt sich neugierig in Richtung einer Steckdose. Dein „Nein“ ist jetzt ganz anders: Es ist scharf, deutlich und voller Nachdruck. Deine Stimme wird fester, deine Energie ist stark und das Kind merkt sofort: Jetzt ist es ernst.

Und auch ohne, dass das Kind den genauen Grund versteht, spürt es die Dringlichkeit. Du hättest das Wort auch in einer Sprache sagen können, die es nicht kennt – es hätte verstanden.

Obwohl beide Male dasselbe Wort verwendet wird, sind die Botschaften dahinter grundverschieden.

Warum?

Weil es nicht wirklich auf die Worte ankommt.

Kommunikation ist viel mehr als eine Sammlung von Wörtern!

Es ist ein Zusammenspiel aus Tonfall, Körpersprache, Kontext und Intention.

Unser Gegenüber – ob Tier, Kind oder Erwachsener – spürt diese feinen Unterschiede intuitiv. Diese nonverbale Ebene der Kommunikation ist unglaublich kraftvoll.

Wenn Ja nicht immer Ja bedeutet

Das Gleiche gilt für ein „Ja“.
Wie oft sagen wir „Ja“, meinen aber eigentlich „Nein“?

Vielleicht, weil wir Konflikte vermeiden oder höflich sein wollen. Die wahre Botschaft kommt oft trotzdem bei unserem Gegenüber an.

Ein Seufzer, ein zögerlicher Blick oder die Körpersprache, die nicht zum „Ja“ passt – all das zeigt: Irgendwas stimmt hier nicht.

So kommt es schnell zu Missverständnissen oder Streit, weil unser Gegenüber spürt: Inhalt und Gefühl passen nicht zusammen.

Das passiert zum Beispiel oft in alltäglichen Situationen – wie bei meinem Mann und mir, wenn es um die Frage geht: Was essen wir heute?

Er schlägt etwas vor, und ich sage „Können wir machen“, aber anscheinend klingt das für ihn nicht klar genug. Also schlägt er noch weitere Alternativen vor. Bis ich irgendwann genervt frage: „Warum machst du noch mehr Vorschläge? Ich habe doch gesagt, dass das passt! Oder hast du selbst keine Lust darauf?“

Der Hintergrund:
Er ruft oft von der Arbeit aus an, während ich mitten im Schreiben eines Blogbeitrags oder einer E-Mail stecke. Ich höre ihm zwar zu und antworte, aber innerlich bin ich vielleicht noch bei einem Gedanken oder einem Satz, den ich gerade abschließen wollte.

Ich bin nicht wirklich präsent – und das merkt er.

Sein Gefühl sagt ihm: „Da ist etwas nicht rund.“ Aber anstatt es mit meiner fehlenden Präsenz zu verbinden, bezieht er es auf das Essen. Dabei hat es damit überhaupt nichts zu tun.

Solche Situationen führen schnell zu Missverständnissen:

  •  „Du fragst mich, bist aber nie mit meiner Antwort zufrieden.“
  •  „Warum hörst du mir nicht richtig zu?“
  • „Warum fragst du überhaupt, wenn dich die Antwort nicht interessiert?“

Oder umgekehrt:

  • „Sag doch einfach, was du wirklich willst!“
  • „Wir können ja auch was anderes essen, wenn dir das nicht passt.“
  • „Immer muss ich mir etwas überlegen.“

Das passiert überall dort, wo wir uns nicht bewusst sind, was hinter den Kulissen unserer Kommunikation abläuft.

Sobald wir es aber erkennen, können wir gelassener mit solchen Momenten umgehen – ohne sie persönlich zu nehmen.

Textnachrichten? Super für Missverständnisse!

Jeder kennt es: Eine WhatsApp, Telegram-Nachricht oder SMS kommt an – und irgendwas fühlt sich falsch an.

Vielleicht war es nur ein harmloses „Okay“, aber es klingt in deinem Kopf plötzlich kühl oder genervt. Oder jemand schreibt „Kein Problem“, doch du hast das Gefühl, dass es sehr wohl ein Problem ist.

Warum passiert das?

Weil in Textnachrichten der Ton fehlt. Kein Gesichtsausdruck, keine Stimme, keine Körpersprache – nur Worte auf einem Bildschirm.

Unser Gehirn füllt die fehlenden Informationen mit eigenen Annahmen auf. Und wenn wir selbst gerade gestresst oder unsicher sind, lesen wir schnell mal etwas „Negatives“ heraus, das gar nicht so gemeint war.

Missverständnisse entstehen nicht, weil jemand die falschen Worte gewählt hat, sondern weil Text allein nie die volle Botschaft transportieren kann.

Wie wir mit uns selbst kommunizieren

Nicht nur mit anderen, sondern auch uns selbst senden wir ständig Botschaften. Das sind dann zwar keine WhatsApp-Nachrichten, die wir hin und her schreiben, aber in Gedanken erzählen wir uns die „tollsten“ Geschichten.
Und sind oft nicht ehrlich.

Wie oft sagen wir uns:

  • „Ich muss das jetzt machen.“ (aber eigentlich will ich es nicht)
  • „Das ist halt so.“ (aber eigentlich stört es mich und „ist halt so“ nervt mich total)
  • „Mir geht’s gut.“ (obwohl es sich völlig anders anfühlt)
  • „Da muss ich durch.“ (und eigentlich ist es ein klares: Ich will das nicht! )

Diese kleinen inneren Widersprüche sind wie ein schlechtes Fernsehsignal – sie sorgen für ein inneres Durcheinander.

Je ehrlicher und bewusster wir mit uns selbst werden, desto weniger „Schnee“ haben wir auf der inneren Empfangsleitung.

Fazit: Worte sind nur ein Teil des Ganzen

Am Ende kommt es nicht nur darauf an, was wir sagen, sondern auch darauf, wie wir es sagen – und was wir wirklich meinen.

Die echte Botschaft liegt oft jenseits der Worte – sie schwingt zwischen den Zeilen mit.

Wenn wir uns dessen bewusst werden, können wir ehrlicher, klarer und wirkungsvoller miteinander umgehen.

Im zweiten Teil dieser Serie geht es darum, wie sich unsere eigenen Worte auf unsere Wahrnehmung auswirken.

Werde dir in den nächsten Tagen bewusst, wie deine Worte und dein Ton auf andere wirken.
Hast du das Gefühl, dass dein Gegenüber manchmal mehr wahrnimmt, als du sagst oder es anders auffasst?
Schreib mir deine Gedanken in die Kommentare!

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