Wenn „ich weiß nicht“ die Antwort ist
Stresst du dich manchmal damit, eine Antwort kennen zu müssen?
Wissen zu müssen, wie es weitergeht? Pronto bitte?
Und nicht nur die nächsten 2 Schritte, sondern den kompletten Weg?
Manchmal geht es mir auch so.
Und je mehr ich drängle und unbedingt jetzt die Antwort brauche, desto weiter weg scheint sie zu sein.
So ähnlich, als wenn mir ein Name nicht einfällt.
Je mehr ich drüber nachdenke und unbedingt drauf kommen will, desto weiter flutscht er mir weg.
… und taucht dann (Stunden) später wieder auf, wenn ich schon total vergessen hatte, dass ich ihn suchte.
Meinen Kunden geht es oft so, wenn es um körperliche Symptome geht.
Etwas tut weh und der Kopf blökt sofort los: Du musst was dagegen tun! Jetzt! Auf der Stelle!
Und ehe man sich versieht, ist man mittendrin in den Gedanken:
Vielleicht merkst du, dass du schon beim Lesen - mit Abstand - unruhig wirst.
Steckt man mittendrin, ist es richtig ungemütlich.
Die Gedanken sind mit Affenzahn unterwegs.
Hektisch.
Laut.
Dringlich.
Und allein dieses Gefühl sagt uns schon: glaub ihnen nicht. Da steckt aktuell nichts Wertvolles drin. Hör nicht hin. Alles Spam-Gedanken.
Und was wäre, wenn „weiß ich nicht“ schon die Antwort wäre?
Früher war mir nicht klar, dass „Nichtwissen“ eine reguläre Antwort sein kann.
Inzwischen sehe ich es anders.
Und werde neugierig, wenn ich etwas nicht weiß, denn wenn ich ins Nichtwissen schaue, sehe ich Möglichkeiten und Potenzial.
Auf der 3PUK Conference 2024 haben Linda Pransky und Lily Sais darüber gesprochen, wie „Ich weiß es nicht“ ihnen dabei hilft, den Kopf freizubekommen.
Und es macht für mich auch total Sinn.
Wenn mir klar ist, dass ich die Antwort nicht kenne und ich es schlicht und einfach nicht weiß - warum sollte ich dann weiter über das Thema grübeln oder nachdenken?
Es ergibt keinen Sinn.
Ich werde dort nicht finden, was ich suche.
„Wenn ich ins Nichtwissen gehe, kläre ich meinen Geist“
Linda Pransky.
Oder sogar noch besser.
Ich muss gar nichts tun, um ihn zu klären.
Er klärt sich von selbst.
Automagisch.
Einfach, indem ich aufhöre, nach einer Antwort zu suchen.
All die hektischen Gedanken fallen weg.
Auch wenn der Kopf mir erzählt, ich müsste eine Lösung finden.
Wenn mir wirklich klar ist: Ich weiß es nicht!, stoppen diese Gedanken.
Ich kann runterfahren.
Ruhiger werden.
Der Kopf wird klar(er).
Dann wird es paradox.
Automagisch kommen Antworten.
Ohne, dass ich danach suche.
Vielleicht nicht direkt, aber sie kommen.
Darauf kann ich mich verlassen.
Sie „wohnen“ in der Ruhe.
Tauchen auf, wenn es im Kopf leise(r) geworden ist.
Mir ist klar, ob ich etwas unternehmen muss oder nicht.
Aus einer inneren Ruhe und Klarheit heraus.
Wenn es was zu tun gibt, kenne ich den ersten Schritt.
Und das ist alles, was ich jetzt wissen muss.
„Nicht-Wissen ist der Weg zu Wissen“.
Lindy Pransky
„Wenn ich „ich weiß es nicht“ sage, lasse ich Weisheit herein“
Lily Sais.
Wann immer du bemerkst, dass du dich im Kreis drehst, um eine Antwort finden zu wollen, die du (noch) nicht hast, erinnere dich daran, dass du dir gerade selbst im Weg stehst.
Und dass „ich weiß es nicht“ die Antwort sein kann - zumindest für diesen Moment.
… und das ist alles, was wir haben.
Wie geht es dir damit, wenn du auf deine Frage keine Antwort findest?
Kannst du erkennen, wie „ich weiß es nicht“ hilfreich sein kann?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Interessant. Ich kenne ‚Ich weiß nicht‘ nur als typische Standard-Antwort von jemandem mit selektiven Mutismus auf so ziemlich alles in einer Unterhaltung, lol, und das gefällt gewöhnlich der anderen Person nicht. Es ist aber alles, was die von Kommunikationsangst betroffene Person in dem Moment tun kann und keine Absicht, Verweigerung oder Desinteresse am Gespräch.
Hallo Antje,
je nachdem, aus welcher Perspektive man auf diese Antwort schaut, bekommt man eine andere Antwort. 😉
Was wäre, wenn das auch bei Mutismus eine „komplette Antwort“ wäre? Einfach, weil es alles ist, was die Person in diesem Moment hat?
Wäre ich mit der Antwort zufrieden, wenn ich nicht schon ein Label, wie z.B. Verweigerung oder Desinteresse angepappt hätte?
Ich erlebe es so, dass „ich weiß es nicht“ generell noch nicht oft als eine valide Antwort gesehen wird. Sondern dass die Tendenz besteht, weiter nachzuhaken und eine „richtige“ Antwort rauszukitzeln.
Spannend.
Wie ist es für dich?
Könnte es eine „richtige“ Antwort sein? Auch für Fragen, auf die du selbst gern eine Antwort hättest?
Danke Michaela für diesen Blogeintrag…..ja ich kann sehen das, ich weiß nicht, hilfreich ist.
Ich habe es für mich etwas anders formuliert,doch ist im Grunde das Gleiche gemeint.
Wenn mir auffällt das ich wegen irgendwas ins Grübeln gekommen bin,sage ich zu mir,dass hilft dir kein bißchen weiter,lass es sein.
Das klappt auch gut und ich widme mich dann anderen Dingen zu 😊💖
Liebe Gaby,
ja, genau. Wie Sydney Banks immer sagte: don’t listen to my word – höre nicht auf meine Worte.
Wenn dir „das hilft dir kein bisschen weiter, lass es sein“ hilft – perfekt.
Man könnte auch „Bratkartoffel“ oder Schuhsohle“ oder … sagen. Wichtig ist, was es für denjenigen bedeutet. Wenn es uns WIRKLICH klarmacht: okay, das bringt mir nichts. Ich kann aufhören – super! Dann hören wir auf, us gedanklich weiter damit zu beschäftigen und es kann Ruhe im Kopf einkehren.
Moin, ich mache es auch so, wie Gaby, wenn es kreist. Ich frage mich ob das im hier und jetzt hilfreich ist, fast immer ist die Antwort nein und ich kann es ziehen lassen. Das klappt inzwischen wirklich richtig gut.
Wie klasse! 👍
Damit machen wir uns das Leben soooo viel leichter
Für mich hat es sich herausgestellt, daß „ich weiß es nicht“ mich unruhig macht und meine Gedanken kreisen weiter. Aber die Frage“ Helfen mir meine kreisenden Gedanken jetzt im Moment weiter?“, dann kommt immer ein Nein. Diese Frage kommt mir aber auch oft nicht, so bleibt die Unsicherheit und Unruhe.
Wenn „ich weiß nicht“ dich unruhig macht, dann fühlt es sich vermutlich auch so an, als müsstest du es jetzt wissen. Und als wäre es falsch, keine Antwort zu haben.
Super, dass dir die Frage, ob dir die kreisenden Gedanken weiterhelfen, dabei hilft, loszulassen.
Freu dich „einfach“ jedes Mal, wenn dir diese Frage in den Sinn kommt. Vermutlich wirst du sie dann öfter bemerken.