Es ist, wie es ist - oder?
Am letzten Wochenende war „The Listening World Summit“ in Prag und konnte die ersten beiden Tag im Livestream verfolgen.
Es war so eine tiefgreifende Konferenz.
Und ich glaube, ich habe die ganze Palette an Emotionen durchlebt:
berührt, traurig, betroffen, lachen, weinen, nachdenklich sein, Freude, erstaunt, …
Ein wunder-volles Wechselbad der Gefühle.
Es gäbe viele Momente, die ich rauspicken könnte.
Dieser möchte gerade mit dir geteilt werden:
Linda Pettit sagte in ihrem Talk:
It is what it is.
Es ist, was es ist.
Es ist, wie es ist.
So einleuchtend und klar, oder?
Was und wie soll es denn auch sonst sein?!
Ich möchte dich einladen, dir einen Moment zu nehmen und zu reflektieren:
Wie oft bist du bei dem, was ist?
In diesem Moment.
Wie viel Zeit verbringst du in der Vergangenheit?
Wie viele Zeit verbringst du in der Zukunft?
"Was ist", ist zum Beispiel:
mir tut der Rücken weh
ich sitze auf einem Stuhl/Sofa/Sessel
ich bin schlecht gelaunt
ich bin gut gelaunt
ich lese einen Blogbeitrag
die Sonne scheint
es regnet
das Telefon klingelt
Die Katze miaut
Vergangenheit:
Beim letzten Mal, als der Rücken so weh getan hat, musste ich danach …
Musste ich unbedingt die ganze Tafel Schokolade essen?
Kein Wunder, dass ich schlecht drauf bin. Bei dem trüben Wetter geht es mir immer so. Ich weiß noch genau …
Ich hätte auch nach Prag zur Konferenz fahren sollen.
Natürlich springt die Ampel wieder auf Rot.
Jedes Mal erzählt er wieder die gleiche Geschichte.
Zukunft:
Oh man … und wenn es dieses Mal noch schlimmer wird mit den Rückenschmerzen? Wenn ich es nicht mehr aushalten kann? Wenn es wird wie bei XY?
Wenn ich mich nicht besser ernähre, dann …
Das ändert sich ja doch nicht.
Ob es mir gut tut, in der prallen Sonne zu sitzen? Nicht, dass ich meiner Haut damit schade.
Die Welt wird immer schlimmer.
Wenn du bei dem bist, was ist - wie gehst du damit um?
Kämpfst du dagegen an?
Schimpfst du darüber?
Haderst du?
Versuchst du alles, was in deiner Macht steht, um es zu verändern?
Oder kannst du es annehmen?
Es ist, wie es ist.
Und damit okay sein.
Es gibt kein richtig und falsch.
Es ist, wie es ist.
Aber es ist wichtig, dir bewusst zu sein, wo du dich gerade „aufhältst“.
Das Leben findet im „was ist“ statt.
In diesem Augenblick.
Dort ist die Lebendigkeit, die Leichtigkeit, die Lebensfreude, die Magie, das Staunen, das Wohlbefinden.
Aber bist du auch da?
Wann immer du dir auffällt, dass du dir Sorgen über die Zukunft machst, ist es eine Einladung, wieder ins „was ist“ zu kommen.
Ins Hier und Jetzt.
In diesen Moment.
Meist reicht das Bemerken schon, um zurück zu sein.
Dich zu entscheiden, dir keine Sorgen machen zu wollen.
Mehr gibt es nicht zu tun.
Vielleicht fällt es dir leichter über das Gefühl auf.
Wann immer du dich nicht gut fühlst, sondern angespannt, eng, unwohl, … ist auch das eine Einladung deines Körpers, wieder ins Hier und Jetzt zu kommen.
Ins Leben.
In diesen Moment.
Es liegt an dir, ob du sie annimmst.
Es ist übrigens total nachvollziehbar, Schmerzen nicht haben zu wollen.
Nur hilft es leider weder, dagegen anzukämpfen, noch sich Sorgen zu machen.
Im Gegenteil.
Oder hast du dich dadurch jemals besser gefühlt?
Wurden die Schmerzen weniger, je mehr du drüber geschimpft hast?
Ließen die Schmerzen nach, nachdem du dir ein Horrorszenario ausgemalt hast, wie es weitergehen könnte?
Nein.
Vielleicht hast du sie sogar noch stärker wahrgenommen.
Vermutlich gibt es auch Momente, in denen du die Schmerzen „vergessen“ hast.
In diesen Augenblicken hast du dich mit etwas anderem beschäftigt, warst vielleicht im Gespräch, in einen Film oder ein Buch vertieft, hast dich über das Verhalten von jemand anderem geärgert, ein Tier gestreichelt, über einen Witz gelacht, telefoniert, die Natur genossen, …
Du hast schlicht an etwas anderes - oder gefühlt „nichts“ - gedacht.
Warst präsent im Moment.
Es gab keinen Kampf gegen die Schmerzen.
Es war okay.
Was wäre, wenn es möglich ist, viel mehr im Moment zu sein?
„Es ist, wie es ist“, WIRKLICH zu fühlen?
Den Kampf aufzugeben und inneren Frieden zu finden?
Lass dich darauf ein und finde es heraus.
Was hat deine Reflexion ergeben?
Bist du mehr in der Vergangenheit oder Zukunft, als du „eigentlich“ möchtest? (wenn ja, dann bist du damit definitiv nicht allein, denn es geht den meisten Menschen so, bis sie es sich bewusst machen)
Liebe Michaela,
Du hast ja so recht damit.
Jedesmal, wenn ich drüber nachdenke wird mir klar, wie irrational das eigentlich ist, gegen etwas zu sein, dass gerade da ist, denn es ist ja schon da. Da hilft ja nichts mehr dagegen.
Mir geht das jedesmal so, wenn ich Bäume aufgrund des Klimawandels sterben sehe oder wenn ich Kriegsszenarien sehe. SOFORT bin ich dagegen, SOFORT taucht ein so starker Widerstand in mir auf, dass ich das Gefühl habe, ich könnte platzen vor lauter Innendruck.
Und trotz erkannter Irrationalität ist es mir immer nicht gelungen, anders als mit Widerstand darauf zu reagieren. Auch das ist, was es ist und auch das gefällt mir nicht…
Vermutlich bin ich einfach ver-rückt…
Und vielleicht lerne ich es eines Tages doch noch ein Es-ist-was-es-ist zu leben. DAS wäre so viel friedlicher.
Danke für den Gedankenanstoß und die Konferenz macht definitv neugierig.
Sabine
Liebe Sabine,
ja, es macht „eigentlich“ wenig Sinn.
Das ist ähnlich wie kleine Kinder, die sich die Augen beim Verstecken spielen zuhalten und glauben, man sieht sie nicht. 😉
Und trotzdem haben wir es uns oftmals angewöhnt. 🤷♀️
Was wäre, wenn du akzeptierst, dass du aktuell Widerstand hast? Und dass es dir nicht gefällt.
Und dass auch das „ist, wie es ist“. 😉
Was wäre, wenn der Widerstand, der SOFORT aufkommt, ein Signal deines Körpers wäre: das, womit du dich gedanklich beschäftigst, tut dir nicht gut?
Ja, genau. Wir sind ver-rückt.
Aus unserer Mitte raus.
Aber wir können jederzeit wieder zurück.
In die Balance.
Jetzt.
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela, du schreibst:
„Wann immer du dich nicht gut fühlst, sondern angespannt, eng oder unwohl, dann ist auch das eine Einladung deines Körpers wieder ins Hier und Jetzt zu kommen. Ins Leben. In diesen Moment.“
Demzufolge wäre also im Umkehrschluss jedes sich unwohl oder eng fühlen ein Hinweis darauf, dass man nicht im Moment ist – ist das richtig?
Ich fühle mich oft beengt und unwohl, und spüre dann hin und denke auch drüber nach was los ist, aber habe das bisher als ein „ganz mit dem sein was gerade ist“ empfunden und empfand mich in diesem Sinn also ganz im jetzigen Moment. Aber daran stimmt dann wohl etwas nicht…. Ist denn schon Nachdenken ein Hinweis, dass man nicht im Moment ist?
Ich bin gerade etwas verwirrt über diese Dinge….. Vielleicht kannst du mir helfen da klarer zu werden?
Danke und liebe Grüße
Liebe Heidi,
danke für deine Frage.
Das Ziel dieses (oder jeden andern Blogbeitrags) ist es nicht, dass wir noch mehr in den Kopf gehen und grübeln.
Wie Sydney Banks sagte: “don’t listen to my words.” “Höre nicht auf meine Worte.” Das gilt auch für das geschriebene Wort.
Lass sie “einfach” wirken, ohne sie zu zergrübeln.
Auch wenn ich verstehen kann, dass der Verstand unbedingt alles begreifen möchte. Nur hilft uns das oft nicht weiter.
Generell ist es so, dass unser System uns – via Bodyfeedback – informiert, wenn wir uns mit Gedanken beschäftigen, die uns nicht guttun.
Wir spüren es im Körper. Wir fühlen uns unwohl, angespannt, eng.
Das ist eine Einladung, aus den Gedanken auszusteigen und wieder ins Hier und Jetzt zu kommen.
Wenn es sich für dich stimmig fühlt, in die Enge hineinzuspüren, dann mach das.
Ob dir das drüber nachdenken, was da los ist, weiterhilft, bezweifle ich.
Nachdenken ist meist eine Suche nach Daten in der Vergangenheit.
Kannst du damit etwas anfangen?
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
lange habe ich nicht mehr auf deinen Blog geschaut.
Nun habe ich viele Probleme, merke, dass ich nur noch meine Gedanken geworden bin. Daraus hat sich massive Unruhe aufgrund eines körperlichen Symptoms entwickelt, dem ich nicht entkommen kann. Es soll doch alles wieder so wie früher sein, ohne Unruhe und Ängste. Die Frage immer wieder, woher kommt die Angst und was mache ich dagegen…..
Ich versuche, die Unruhe anzunehmen. Es ist, wie es ist.
Aber tatsächlich spüre ich nicht, ob ich sie wirklich angenommen habe. Denn die Angst überfällt mich täglich aufs Neue. Mit einer Annahmemeditation 🙂 hoffe ich nun, dass es mir gelingt, im Hier und Jetzt zu bleiben.
Alles schwierig.
Liebe Grüße, Andrea
Liebe Andrea,
was, wenn du der Unruhe doch entkommen kannst? Und es bestimmt auch – über den Tag verteilt – immer mal wieder machst? Zumindest für einen Moment? Und es dir „nur“ nicht auffällt?
Was wäre es, wenn du dir die Frage, woher die Angst kommt, nicht mehr stellst? (denn mir scheint, du weißt, woher sie kommt: aus Sorgen (Gedanken) über deine körperlichen Symptome)
Was wäre, wenn du nichts „gegen die Angst tun“ müsstest?
Sondern sie auch annehmen könntest?
Vielleicht findest du in diesen Beiträgen auch noch einen Impuls dazu
https://www.michaela-thiede.de/annehmen/
https://www.michaela-thiede.de/warum-es-nichts-bringt-dir-sorgen-zu-machen/
Wenn du magst, können wir gerne auch mal schnacken.
https://www.michaela-thiede.de/termine/
Liebe Grüße
Michaela