Wie viel Zeit verbringst du damit, die Zukunft zu planen?

Die Corona-Pandemie hat uns sehr deutlich gemacht, wie willkürlich die Zukunft ist und dass oft die beste Planung nichts nützt, weil „das Leben“ dazwischen kommt.
 
Oder hast du vorhergesehen, wie sich das Jahr 2020 entwickelt?
Was ist aus deinen Vorstellungen und Planungen von Anfang des Jahres 2020 geworden?
Lief auf der Arbeit alles so, wie du es dir vorgestellt hast?
Konntest du – wie gedacht – in den Urlaub fahren?
Hattest du dir deine Freizeitaktivitäten so vorgestellt?

Vermutlich sind im Jahr 2020 viele Dinge anders gelaufen, als du dachtest.

Okay, das Jahr ist nicht repräsentativ und vielleicht sehr extrem.

Aber ist es in anderen Jahren anders?
Wirklich anders?

Können wir die Zukunft planen?

Haben wir einen Einfluss darauf, was die Zukunft bringt?

Viele Jahre lang hätte ich das mit JA beantwortet. Zumindest für einige Lebensbereiche. Ohne es näher zu hinterfragen.
Weil es so natürlich ist, zu planen.
Die Zukunft vorherzusehen.
Oder zumindest ein Stück weit anzunehmen, dass man es kann.
Wir haben es so gelernt.

Dabei denke ich mir die Zukunft nur aus.

Ich schaue – ohne mir dessen bewusst zu sein – in meine imaginäre Glaskugel und stelle mir vor, was in der Zukunft passieren könnte.
Und gehe dann davon aus, dass es – also die Zukunft – genau so eintritt.
Dass das, was meine persönliche Glaskugel für mich hervorgebracht hat, wahr wird.

So liest sich das ziemlich schräg, oder?!
Und nicht wirklich logisch.

Wenn ich mir Sorgen mache, dann male ich mir aus, was in der Zukunft schief gehen könnte, gehe davon aus, dass es so kommen wird und mache mir jetzt schon Gedanken, wie ich damit umgehen werde.

Und es wirkt so wahr.

Tatsache ist, dass ich viel weniger Einfluss auf die Zukunft habe, als ich denke. 

Wir können die Zukunft nicht planen, weil wir noch nicht wissen, was passiert.

Die Zukunft ist nicht echt.
Sie existiert nicht.
Nur unsere Vorstellung davon, wie sie aussehen könnte.
Ein Blick in die Glaskugel.
Wir kennen die Umstände nicht.
Wir denken uns nur welche aus.
Sobald wir im Hier und Jetzt sind, wissen wir, was der nächste Schritt ist.
Aber keinen Schritt früher.
Alles andere ist nur ausgedacht.
Eine Illusion.
Der Blick in die Glaskugel. 

John el Mokadem erklärt es oft mit diesem Beispiel.

Das ist so, als wenn du morgen eine Hauptstraße überqueren willst und jetzt schon genau planst, wie du es machst:
Ich gehe nach dem 3. roten Auto oder ich gehe genau um 10.12 Uhr.

Du kannst dir heute viele Dinge überlegen, aber nichts davon wird dir morgen beim Überqueren der Straße wirklich weiterhelfen.
Du bist noch nicht da.
Du hast heute keine Ahnung, wie der Verkehr morgen sein wird.

Bis dahin ist es nur ein Blick in die Glaskugel. 

Was die beste Möglichkeit ist, siehst du morgen, wenn es soweit ist.

Im Hier und Jetzt.
Im Augenblick.

Vielleicht sind dann nur blaue, schwarze und gelbe Autos unterwegs. Willst du wirklich auf drei rote Autos warten?
Und wenn um 10.12 Uhr gerade ein LKW angefahren kommt…?
Vielleicht hat sich auch etwas geändert und es ist morgen überhaupt nicht mehr nötig, über diese Straße zu gehen.

Es gibt so viele Faktoren, die mitspielen, auf die wir keinen Einfluss haben.

Und die wir nicht vorhersehen können.

Wenn wir alles bis ins Detail planen wollen, dann bleibt kein Platz für Überraschungen.

Das ist oft auch der Grund, warum wir so penibel sind: 

wir wollen keine bösen Überraschungen erleben.

Dabei übersehen wir, dass wir damit auch keinen Raum für die schönen Überraschungen lassen.
 
Kein Raum ist kein Raum.
 
Wenn wir ein Zimmer bis zur Decke zugemüllt haben, dann ist auch kein Platz mehr für schöne Deko.

Trotzdem versuchen wir immer, die Zukunft zu planen.
Herauszufinden, welche Schritte wir gehen müssen.
Und sind überzeugt davon, dass wir es können.
Dass wir alles wissen müssen.
Dass es wichtig ist, die Zukunft zu kennen – ohne zu sehen, dass wie sie NIE kennen.
Egal, wie viele Gedanken wir uns darüber machen.

So funktioniert das Leben nicht.

Die Zukunft ist ungewiss und unvorhersehbar.

Überraschend und neu.
Immer.

Das Gute ist, dass wir sie auch gar nicht kennen müssen.

Wir haben unser inneres GPS, das unsere Route neu berechnet.
In jedem Moment.
Immer und immer wieder.

Das Navi im Auto liest dir (zum Glück!) auch nicht die ganze Route vor, nachdem du den Zielort eingegeben hast.

Du bekommst die Anweisungen, die Hier und Jetzt wichtig sind.

Den nächsten Schritt.
In 300m links abbiegen.
Und das auch erst, wenn du losgefahren bist.

So lange du im Auto sitzt und überlegst, hörst du nichts vom Navi.
Sobald du dich bewegst, startet die Berechnung der Route.
Wenn du einem Umweg fährst, berechnet es dir die Route neu.
Jedes Mal wieder.

Du musst nicht jetzt schon planen, auf welcher Spur du dich einordnest, wenn du in 34km nach links abbiegen willst.
Das ergibt sich, wenn du dort bist.
Dann siehst du, ob es eine extra Abbiegespur gibt usw.
Du handelst aus dem Moment heraus.
Und das Navi sagt dir kurz vorher an, was zu tun ist.
An der nächsten Kreuzung links.

So wie dein inneres GPS dir immer den nächsten Schritt mitteilt, hält deine innere Schatzkiste immer den nächsten Schritt für dich bereit.

Und je mehr du das für dich erkennst, desto leichter fällt es dir, deiner inneren Weisheit zu vertrauen.

Und desto weniger wichtig wird es, die Zukunft kennen zu müssen.

Was hast du aus diesem Beitrag mitgenommen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

  • Liebe Michaela!

    Vielen Dank für Deine klaren Worte.

    Du hast vollkommen recht: Die Zukunft ist ungewiss und unvorhersehbar. Und sie ist nicht planbar, hängt sich doch von so vielen wenig bis gar nicht beeinflussbaren Faktoren ab.

    Und genau das macht mir Sorgen und teilweise Angst, weil ich eben noch nicht auf meine innere Weisheit vertraue bzw. noch gar keinen Zugang dazu spüre.

    Zum Beispiel bewirkt bei mir die Erfahrung, in immer wiederkehrenden Situationen die immer ähnlich negativen Erlebnisse/Ergebnisse gehabt zu haben, schon im Vorfeld Stress, Anspannung und ein sich Sorgen machen. Mir fehlt dann einfach das Vertrauen, dass es das nächste Mal vielleicht besser ausgeht, auch wenn ich immer wieder versuche, möglichst unvoreingenommen und unverkrampft und mit neuem Mut an die Situation heranzugehen.
    Ich hoffe, es kommt einmal der Tag, an dem ich mich vertrauensvoll auf mein GPS verlasse, und auch darauf, dass ich mit einem negativen Erlebnis/Ergebnis gelassen und bestmöglich umgehen kann.

    Herzliche Grüße

    Idur

    • Liebe Idur,

      das ist für uns (leider) total normal, dass uns das Wissen, dass die Zukunft nicht „real“ ist, im ersten Moment beunruhigt. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum wir Veränderungen im Allgemeinen nicht so prickelnd finden.

      Versuch bitte nicht, den Zugang zu deiner inneren Weisheit zu finden. Vermutlich wirst du versuchen, dich „dahin zu denken“… womit du in die entgegengesetzte Richtung gehst.

      Je mehr wir in diese Richtung schauen, desto mehr sehen wir.
      Desto mehr „wissen“ wir, dass wir unsere Welt selbst erschaffen.
      Dass das außen nicht so fest ist, wie es uns erscheint.
      Dass wir die Gedanken nicht so ernst nehmen müssen.

      Das Vertrauen geschieht automagisch.
      Wir erkennen immer mehr in unserem Leben, wie wir funktionieren.
      Wir müssen nichts zu „tun“, um das Vertrauen zu bekommen.
      Wir brauchen es nicht zu erarbeiten.
      Wir machen uns automatisch weniger Sorgen.

      An je mehr Kleinigkeiten wir erkennen, dass unser inneres GPS immer da war und uns geleitet hat, desto leichter wird es.
      Dass wir „einfach“ Dinge gemacht oder gesagt haben, die „eigentlich“ komisch oder „falsch“ waren – und sich dann als goldrichtig herausgestellt haben.
      Dass wir manche Dinge NIE so hätten planen können, wie sie passiert sind.
      Dass etwas, das im ersten Moment wie ein Problem aussah, schlussendlich hilfreich war.

      Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken.

      Liebe Grüße
      Michaela

  • Liebe Michaela,

    ich bin ganz mit Dir bei der Aussage, dass mentale Planungen zukünftiger Ereignisse nicht unbedingt dem entsprechen, was wir dann tatsächlich erleben.

    Was wir aber schon tun können und was meiner Erfahrung nach auch Sinn macht, ist kokreieren.
    Wir nehmen auf jeden Fall Einfluss darauf, was und wie wir etwas erleben – bewusst oder unbewusst. Ich ziehe es vor, so oft ich es hinkriege, bewusst Einfluss darauf zu nehmen..

    Der schöpferische Akt besteht weniger in einer mentalen Kalkukulatin, sondern in der Imagination verbunden mit den Gefühlen, die ich gerne fühlen möchte als mein zukünftiges Selbst. Dabei geht es nicht um Details, sondern um das, wie ich mich am Ende mit dem, was ich erlebe fühlen möchte. Auf diese Weise ist eine bewusste Einflussnahme möglich und es bleibt Raum für Überraschungen. 🙂

    Liebe Grüße
    Sabine

    • Liebe Sabine,

      wie schön, wenn die Imagination deines zukünftigen Selbst für dich hilfreich ist.

      Ich muss gestehen, dass ich noch nicht erlebt habe, dass es für mich „funktioniert“ hat. Nicht mal annähernd. 😉
      Weder Vision-Boards noch „nur“ die Vorstellung.

      Liebe Grüße
      Michaela

  • Hallo,
    gerne lass ich meine Gedanken hierzu da.
    Ich liebe Überraschungen und lasse mich gerne auf das NichtPlanen ein. Ich bin zum Glück kein Kontrollmensch und kann die Dinge auf mich zukommen lassen. Das ist mir Inder Pandemie zugute gekommen.

    Liebe Grüße, A.J.

    • Hallo A.J.,
      das ist ja toll. In letzter Zeit sind mir wenige Menschen begegnet, die Überraschungen lieben.
      Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass dir das in der Pandemie vieles erleichtert hat.

      Liebe Grüße & weiterhin viele, tolle Überraschungen
      Michaela

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